Gracias a la vida! Dia de Muertos wird in Dortmund immer schöner

Mit einem großen Umzug vom Vinckeplatz zum Westpark feierten hundertfünfzig Interessierte die mexikanische Version des in Deutschland „stillen“ Feiertags Allerheiligen in Dortmund. Ein großes Skelett und eine Musikergruppe des Konzerthauses führten den Zug an.

Stimmen vom Umzug

„Ich kenn den Dia de Muertos ein bisschen aus Spanien, im kleinen Rahmen, nicht so, wie es in Mexico gelebt wird. Der Gedanke, die Verstorbenen noch einmal zu sich einzuladen und einen Tag mit ihnen zu verbringen, ist ein toller Gedanke. Da können die Tränen fließen, aber man freut sich auch und feiert. Das ist ein schöner Tag heute. Hoffentlich haben wir noch viele schöne Tage.“

„Das Fest ist sehr emotional und wir feiern, wie gut wir es haben, wie schön unser Leben ist. Man sollte das Leben genießen!“

„Beeindruckend und berührend! Wir waren das erste Mal dabei heute. Ich habe festgestellt, dies gefällt mir besser als die katholische Form des Totensonntag. Ist mir näher…. so fern und doch so nah.“

„Sehr emotional! Sobald Leute anfangen zu singen, muss ich sowieso heulen. Und wenn dann auch noch eine so abgefahrene Figur dahinter ist… der ganze Zusammenhang, ich habe eine Frau getroffen, die ihre Schwester verloren hat und deshalb ist sie hier… toll!“

Sammeln auf dem Vinckeplatz

Jedes Jahr gewinnt die Dia de Muertos-Aktion um die Dortmunder Künstlerin Virginia Novarin und die Musiker Josue Partida und Marisa Alvarez eine neue Dimension dazu. Corona ist es geschuldet, dass bereits 2020 die Idee entstand, den Dia de Muertos auch als Umzug im Freien stattfinden zu lassen, wie es auch in Mexico üblich ist.

FOTOS VON BENITO BARAJAS:

Versammlung auf dem Vinckeplatz
Zug durchs Viertel
Community Music mit dabei
Zahlreiche Schaulustige wurden angezogen
Dia de Muertos auf der Lindemannstraße
Kathrin Im Winkel (vor dem Skelett rechts) sprach ein Grußwort des Vereins Forum Dunkelbunt

In diesem Jahr wurde die Aktion unterstützt vom Kulturbüro im Rahmen des Kultursommers „Alles muss raus!“ – und so konnten weitere Künstler dazu gewonnen werden. Jubril Sulaimon unterstützte den Zug mit seiner Gruppe „Aipo“ – sie gingen vorne weg mit treibenden Rhythmen. Die Musiker gehören zum „Community Music“ Projekt des Konzerthauses unter Leitung von Matts Robinson und Marlen Kiese.

Umzug durch das Kreuzviertel

Organisatorin Virginia Novarin freute sich, dass der Umzug soviel Mitläufer*innen fand, darunter auch viele verkleidete Kinder. Die Grundidee des Dia de Muertos: An einem Tag laden wir die Toten ein, um mit ihnen gemeinsam zu feiern. Dementsprechend ist dieser Tag kein ruhiger, stiller, trauriger Tag, sondern eher ein buntes Monument der Erinnerungen. Es wird gegessen, was die Toten gern gegessen haben, es wird ihre Musik gespielt und wenn sie gerne Rotwein tranken, gibt es Rotwein.

Die verniedlichende Art der Kostümierung, in der sich alle wie ein Skelett verkleiden („Calacas sind wir“ – Skelette sind wir) erinnert daran, dass wir alle Sterbliche sind und schenkt uns die Möglichkeit, das Leben zu feiern und zu genießen. Auch dieser Gedanke steht im diametralen Gegensatz zur „Horrorvorstellung des Todes“, die z.B. in der Ausformung von Halloween den Grusel und das Grauen betont.

Das große tanzende und singende Skelett

In Dortmund jedenfalls machen sich zum Glück jedes Jahr mehr Menschen auf, um dem Totengedenktag einen würdigen Rahmen zu schenken. Es wurden sehr viele Kerzen und Papierblumen verteilt, mit denen zum Abschluss dann die Gräber auf dem Westfriedhof geschmückt wurden.

Und auch die Polizist*innen, die den Umzug absicherten, waren ausgesprochen locker und sehr hilfsbereit. Auch ihnen schien die Aktion sichtlich Spaß zu machen.

 

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