Die Tage einer Mutter mit einem krebskranken Kind

Gerade einmal zwei Jahre war Momo, als seine Eltern von seiner Diagnose Krebs erfuhren. Neuroblastom, eine Krebsart, die vor allem bei Kleinkindern auftritt. Ein unermüdlicher Kampf gegen die Krankheit begann. Zahllose Untersuchungen, Therapien und Blutentnahmen nahmen ihren Lauf.

Wiebke Vahlbruch aus Lünen fasst ihre Tagebucheinträge zusammen. Es sind die Aufzeichnungen einer Mutter, die die Hoffnung niemals aufgab und gleichzeitig oftmals am Ende ihrer Kräfte war. Sie schildert den tagtäglichen Kampf gegen den Krebs und die schmerzhafte Erkenntnis, dass Momo gegen Windmühlen kämpft.

Als sie von seinem Rückfall erfährt, ist das zugleich wie ein Todesurteil. Und dennoch wird sie nicht müde, sich mit Momo zusammen den Himmel auszumalen. Dies ist eine berührende und zerreißende Geschichte über einen Kampf, der nie gewonnen werden konnte. Hier ein Interview mit Wiebke Vahlbruch:

Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen? Wolltest du das schon immer machen?
Wiebke Vahlbruch: Ich habe damit angefangen, als ich das erste Mal schwanger war. Da waren es Babytagebücher. Es hat mir immer gut getan alles aufzuschreiben, was passiert. Es war eine Art Selbsttherapie. Man hat immer mal wieder in den Büchern gelesen und reflektiert. Ich hatte nie daran gedacht, das öffentlich zu machen. Viele Menschen haben mir immer wieder gesagt, dass ich ein Buchschreiben soll. Mit meiner Vorgeschichte würde das für ein dutzend Bücher reichen. Als ich dann meinen Sohn verlor kam mir in den Sinn, dass ich vielleicht anderen Menschen in der gleichen Situation helfen könnte. Ich hätte mir gewünscht solche Bücher lesen zu können in dieser Zeit.

Frage: Hast du bestimmte Tage oder einen bestimmten Ort an dem du gerne schreibst?
Wiebke Vahlbruch: Ich schreibe am Liebsten Zuhause. Mit einem Kaffee und Blumen auf dem Tisch. Dann fühl ich mich wohl und könnte stundenlang in die Tasten hauen :).

Frage: War es schwer, die Geschichte über deinen Sohn aufzuschreiben?
Wiebke Vahlbruch: Sagen wir so…es war eher eine Therapie für mich. Ich habe mir alles von der Seele geschrieben. Daher wirkt der Text manchmal etwas „dahin geworfen“. Aber ich habe es genau so aufgeschrieben, wie es ich diesem Augenblick gefühlt habe. Das macht es auf jeden Fall zu 100 Prozent echt.

Frage: In deinem Buch erzählst du, wie du dir mit Momo den Himmel vorstellst. Glaubst du
wirklich an ein Leben danach?
Wiebke Vahlbruch: Auf jeden Fall. Ich glaube an all das. Dass man dort sein kann, wer man möchte und dass man immer wieder zu seinen Liebsten auf die Erde kommen kann. Dass man Zuckerwatte essen kann, bis einem der Bauch weh tut und jeder Tag schön ist. Ich freue mich schon jetzt darauf, mit Momo im Himmel die größten Abenteuer zu erleben.

Frage: Was würdest du sagen, an wen sich dein Buch richtet?
Wiebke Vahlbruch: Ich denke und hoffe, dass es vielen Eltern helfen wird, die in der gleichen Situation sind, wie ich es war. Es ist schwierig, überhaupt mit diesem Thema umzugehen. Allerdings glaube ich auch, dass sowohl Menschen im Palliativdienst als
auch im Hospizdienst oder im Krankenhaus daraus lernen könnten. Obwohl lernen blöd klingt. Ich will damit sagen, dass diese Menschen es von „der anderen Seite“ betrachten können. Von der Patientenseite. Aus Sicht der Familie. Das ist sehr wichtig finde ich, denn das
geht oft im Klinikalltag unter.

Wiebke Vahlbruch
„Im Himmel ess ich Zuckerwatte“
Verlag Tredition
Paperback; 172 Seiten
17,95 € inkl. MwSt.
ISBN: 978-3-347-05103-4
Erscheinungsdatum: 28.04.2020

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