Zeremonien-Meisterin im Tangoglück

Ihre tänzerische Laufbahn erstreckt sich vom Kinderbalett über den Jazz- und später Standardtanz als Jugendliche bis hin zum Tango Argentino als junge Erwachsene. Durch ihre zweite Berufung als Seelsorgerin und Pfarrerin interessiert die Dortmunderin Monica Hirsch Reinshagen besonders die spirituelle Dimension und Kraft des Tangos. Wir konnten ihr ein paar Fragen stellen:

Forum Dunkelbunt: Frau Hirsch Reinshagen, Sie sind freie Rednerin, ausgebildete Theologin/evangelische Pfarrerin und Zeremonienmeisterin. Wie kam es zu der Idee, das Unternehmen Tangoglück zu gründen?

Monica Hirsch Reinshagen: Als Theologin war ich immer schon daran interessiert, Geist UND Körper miteinander zu verbinden. Habe also neben dem fleißigen Studium von Schrift und Wort auch immer ‚Bewegung‘ studiert, besser gesagt praktiziert … u.a. diverse Tanzrichtungen. Irgendwann habe ich für ein Jahr als Pfarrerin in Paraguay gearbeitet. Eine Kirche, die einen ihrer Studienorte in Buenos Aires (Argentinien) hatte.
Schon am Anfang war für mich klar: Der Aufenthalt endet mit zwei Wochen Buenos Aires und dem Tango … ein Tanz, den ich bis dahin nicht selbst konnte, nur die Musik. Zurück in Deutschland ließ sich mein Tangofieber nicht mehr bremsen, ich lernte weiter und weiter, beide Rollen … und dann war ich – parallel zu meinem Beruf als Pfarrerin irgendwann auch Tangolehrerin.
Hier im Tango entdeckte ich hoch spirituelle Dimensionen, Erfahrungen, die ich mit den vielen Beschreibungen und Worten über Spiritualität verknüpfen konnte. Vieles aus meinem Theologiestudium bekam hier einen tieferen und v.a. erlebbaren Sinn … das war großartig! Seit 2006 veranstaltete ich dann in Kooperation mit der ev. Stadtkirche St.Petri dann „Tango in St.Petri“, bei denen wir den Tanz mit theologischen Aussagen verknüpften.
Das Unternehmen „TangoGlück“ entstand aus dem Wunsch, diesen für mich spannenden und so tief greifenden Dimensionen des Tangos – die so viel mehr sind als „nur“ ein Tanz – einen Ort und Raum zu geben.

Forum Dunkelbunt: Was am Tango macht glücklich?

Monica Hirsch Reinshagen: Die Wissenschaft hat festgestellt, dass man Glück trainieren kann! Das finden wir super – und praktizieren das im TangoGlück quasi nebenbei. „Bewegung macht froh und schlau“ – klingt banal, ist es auch. Komm in die Gänge … und der Rest folgt. Es gibt kaum etwas, das sich so wirksam auf Dein Gehirn auswirkt. Achtsamkeit bedeutet, in der Situation/im Augenblick/in der Umarmung/im Gehen/im Stehen ganz anwesend zu sein und dabei die Sinneswahrnehmungen wie Spüren und Riechen bewusst zu erleben. Kopf aus, Rest an. Und nicht zuletzt gibt dir der Tango die Möglichkeit, wunderbare Menschen kennen zu lernen, in eine positive Beziehung mit ihnen zu gehen, Dich mit ihnen zu befreunden oder sogar eine verbindliche Partnerschaft ein zu gehen.

Forum Dunkelbunt: Was erwartet die Teilnehmenden des Tangoballs 2019?

Monica Hirsch Reinshagen: Ein fröhlicher, liebevoller und bewegender Nachmittag. Mit sensibel ausgewählter Musik einer Profi-DJane (Bärbel Rücker), einem kleinen Rahmenprogramm und v.a. das Teilen: da ist zum einen die Spende statt Eintrittsgeld, zum anderen das Mitbringbuffet und natürlich die unwiederholbaren Momente der Begegnung im Tanz, bei denen das Ego (hoffentlich) ganz weit zurück tritt und dem Augenblick, dem „Sein im Jetzt“ viel Raum gibt.

Forum Dunkelbunt:  Sie haben sich kurz nach der Gründung des Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes Löwenzahn dazu entschlossen, die Einnahmen Ihres Tangoballs dieser Initiative zu spenden. Wie kam es dazu?
Monica Hirsch Reinshagen: Es war eigentlich ganz einfach: für uns stand und steht die ‚Tanzrichtung‘ fest, dass wir unseren x-mas-ball als Charityveranstaltung laufen lassen und dass die Spendengelder etwas unterstützen sollen, was hier vor Ort ist … von denen jemand vorbeikommt, den oder die man anfassen und befragen kann … … sooo … und jetzt plaudere ich aus dem Nähkästchen …: Thorsten Haase tanzte schon in unserem TangoGlück, als er sich entschied, „Löwenzahn“ aufzubauen. Das fanden wir (und finden wir immer noch ;-)) großartig. Und so war die Entscheidung schnell getroffen. Wir werden die Arbeit von ‚Löwenzahn‘ weiterhin verfolgen und so weit es uns möglich ist, auch unterstützen.

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