„Wenn Rosenblätter fallen“: Stück über Verlust und Neuanfang

„Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Menschen bloße Spieler …Sie treten auf und wieder ab…“ heißt es bei Shakespeare. Und so ist das klassische Doppelenblem des Theaters das lachende und das weinende Gesicht, die Welt im Mikrokosmos.

Diese Welt im Mikrokosmos, das lachende und das weinende Gesicht des Lebens, wird  im Katielli-Theater in Datteln in dem Musical „Wenn Rosenblätter fallen“ gezeigt.

Drei Leben in einer Geschichte

„Wenn Rosenblätter fallen“ erzählt von drei Leben in einer Geschichte. Zum einen ist es die Geschichte von Rose, die an einem Gehirntumor leidet. Dann ist es die Geschichte von Till, ihrem Sohn, der sie in ihrer Krankkeit und ihrem Sterben begleitet. Und es ist die Geschichte von Iris, in die sich Till verliebt. Hier stirbt eine Liebe und dort entsteht eine andere Liebe neu.

Der Prinzipal des Hauses, Bernd Julius Arends, der zusammen mit Katharina Koch die Regie bei dieser Produktion geführt hat, wollte „Wenn Rosenblätter fallen“ unbedingt auf die Bühne seines Hauses bringen. „Ich halte es für wichtig dieses Stück zu präsentieren. Denn das ist das Leben. 2011 haben wir „Wenn Rosenblätter fallen“ in anderer Besetzung schon einmal gespielt. Es gehört hierhin,“ skizziert er.

Hierhin, das ist die Bühne des Katielli-Theaters. Dieses Haus ist Bernd Julius Arends realisierter Lebenstraum. Der Name „Katielli“ ist eine Verneigung des gebürtigen Dattelner und ehemaligen Musicaldarstellers, vor seinen Großmüttern Katharina, Kati und Elli, Elli , die den jungen Bernd mit aller Liebe in seinem Werdegang unterstützt haben.

„Liebe“ ist auch das Schlüsselwort des Musicals „Wenn Rosenblätter fallen“. Rose, gespielt von Stefanie Kirsten, liebt ihren Sohn Till, den sie allein erzieht. Und Till, Florian Albers, liebt seine Mutter, deren Kampf gegen die Krankheit er mit allem, was ihm zur Verfügung steht, unterstützt und dennoch verlieren muss. Wie weit reicht die Liebe? Jetzt hat er, der knapp 19-Jährige, nach ihrem Tod eine Mauer um sich errichtet. Denn was wird ihm passieren, wenn er seine Liebe noch einmal verschenkt?

Tamara Peters spielt die Studentin Iris, in die Till sich verliebt. Sie erzählt: „Die Sterbeszene von Rose, in der Till bei ihr ist, habe ich mir während der Proben immer aus der Tonloge angesehen. Ich habe immer geweint. Und Katharina, unsere Regisseurin, hat gesagt:„Du kannst weinen. Aber wenn Du auf die Bühne kommst, dann bist Du das neue Leben, das auf Till wartet. Du bist die neue Liebe. Du bist die Hoffnung.“

Sterben und Tod sind nicht lustig, auch wenn man sie nur spielt. Stefanie Kirsten, Rose, fasst es in einem Satz zusammen: „Die Proben…das war schon ein harter Ritt.“

Die Erzählebenen dieses Musicals sind ineinander verzahnt. Hier, die in Rückblenden erzählte Geschichte von Rose und Till, dort die in der Jetztzeit spielende Geschichte von Till und Iris. Das schlicht und funktional gehaltene Bühnenbild in verhaltenem Grün gehalten ermöglicht ohne störende Umbauten den Wechsel von Vergangenheit zu Gegenwart, den Switch zwischen den Erzählebenen. Worte aber stoßen an Grenzen. Die musikalische Livebegleitung durch Mario Stork /Jan Wolf und Chea Mertins transportiert die Emotionen, die durch Worte nicht mehr fassbar sind.

Und alle sind beteiligt. Denn das Thema geht alle an. Darsteller und Publikum. Jeder und jede im Saal hat sich von einem Menschen verabschieden müssen, den er liebte. Jede und jeder weiß, was Verlust, was Trauer ist. Tamara Peters, Iris, nickt:“Mein bester Freund hat seine Mutter durch Krebs verloren. Das ist seine Geschichte. Ich habe immer an ihn denken müssen.“ Und eine Zuschauerin, in dem nach der Vorstellung angebotenen Gespräch mit dem Publikum, sagt:“Ich habe meine Mutter vor fast genau einem Jahr verloren. Für mich ist diese Vorstellung Trauerarbeit, die ich leiste.“

Aber nicht alle können dies ertragen. Eine Zuschauerin verlässt das Theater in der Pause.“ Es ist phantastisch und die Schauspieler und die Musik sind großartig. Und es muss auch sein. Aber ich kann es jetzt einfach nicht. Es ist zu nah. Ich habe genau diese Situation aktuell zu Hause,“ teilt sie mit.

Abschiednehmen, Verlust aushalten, Loslassen und dann erneut zu einem neuen Leben, zu einer neuen Liebe zu finden, das ist die Botschaft des Musicals „Wenn Rosenblätter fallen“. So wie es Rose am Ende in großen Buchstaben auf die Bühnenwand schreibt: YOLO – YOU ONLY LIVE ONCE.

Weitere Vorstellungen

am 25/26/27. Oktober und am 8/9/10 November 2019
Katielli-Theater Datteln
Castroper Str. 349
45711 Datteln
www.katielli.de

02363 /1849304

Das Katielli-Theater ist ein Theater ohne staatliche Subventionen.Es finanziert sich durch die Einnahmen und die Beiträge der Mitglieder des Katielli-Theater e.V.

 

Text: Uta Rotermund
www.utarotermund.de und www.trauerreden-rotermund.de
Uta Rotermund arbeitet auf der Bühne und als Trauerrednerin.

Fotos: Stephan Drewianka www.musical-world.de

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