Thomas Ballhoff aus Bochum ist unter dem Pseudonym „Vinylhippo“ ein Instagram-Held der Kinderhospizszene. Er sammelt und versteigert Vinyl-Scheiben für den guten Zweck. Hier ein Interview mit Vinyl-Hippo dazu:
Hi Tom, wieso nennen dich die Leute auf Insta eigentlich »Vinylhippo«?
Hmmm … warum nennen mich die Humans »Vinylhippo«? Also ich bin einfach immer schon von Musik begeistert, denn Musik begleitet einen, wenn man fröhlich ist oder natürlich auch, wenn man mal traurig ist und nicht mehr weiß, wie es morgen weitergeht. Kennst du das?
Und weil Musik auf einer Schallplatte oder auch Vinyl am besten klingt, höre ich sie am liebsten auch auf Vinyl. Dann ist der Ton der Musik so schön warm und hat eine ganz andere Dynamik.
Außerdem sind die Plattencover immer so schön bunt. Und bunt ist auch immer toll, so wie eine Blumenwiese voller bunter Blumen. Die duften immer so schön, so wie das Cover von »Daily Thompson«, das wir dir heute mitgebracht haben.
Okay, das duftet jetzt nicht, wobei wir Schallplattensammler schon sagen, dass die Cover und die Platten voll gut »duften«.
Ja und Hippo kennst du ja. Hippo begleitet mich immer beim Musikhören und auf allen Fotos, die ich für Insta und die vielen coolen Leute da draußen mache, die genauso vernarrt sind in Platten wie wir.
Seit wann kennt ihr euch eigentlich – Hippo und du?
Puhhh – wie lange kennen Hippo und ich uns. * grübel * Du HOPE, da muss ich etwas überlegen, denn es ist schon echt eine ganze Weile her. Hm, jetzt fällt es mir ein. Wir kennen uns jetzt im Mai genau 5 Jahre, oder Hippo?
Kann man sagen, dass Schallplatten deine »erste Liebe« waren? Was daran hat dich so fasziniert – bis heute noch?
Oh HOPE, diese Frage bringt mich echt in die Zwickmühle, denn ich könnte bestimmt ein ganzes Jahr davon erzählen, was mich an der Schallplatte so fasziniert. Vielleicht in Stichworten? Der warme Klang, das Anfassen, das Entdecken auf dem Plattencover. Und was mir viel wichtiger ist, es entschleunigt. Die Welt da draußen dreht sich nämlich so schnell, dass wir heute gar nicht mehr hinterher kommen, das alles mit unseren Sinnen so zu erfassen.
Du sagst jetzt vielleicht, Musik kann man ja auch streamen. Aber dann hört man die Musik nicht so intensiv wie die Künstler*innen, die die Musik gemacht haben und das auch so wollten.
Wenn man eine Schallplatte auflegt, dann legt man das Gefühl auf. Dann kommt die Nadel mit dem Diamanten ins Spiel, die man ganz vorsichtig auf die Einlaufrille legt, den Knopf drückt, lauscht und das Gefühl einfach spürt. Huch … ich sagte ja, ich komme bei Musik und Schallplatten so ins Schwärmen wie du bei Honig, HOPE. Wobei Honig ja auch ein Thema ist, wo wir beide uns so gut verstehen und stundenlang drüber philosophieren könnten, denn ich glaube zu wissen, dass du ein echter Honigphilosoph bist, oder HOPE? Ich liebe ja auch Honig …
Und wie alt warst du, als du deine erste Schallplatte gehört hast? Welche war das? Gibt es sie noch?
Da war ich selbst noch ein Kind. Du musst wissen, die Schallplatte war – anders als heute – ein Massenmedium. Ich war im Kindergartenalter, also so um die 4 oder 5 Jahre alt und stell dir vor, ich hatte damals sogar schon meinen eigenen Schallplattenspieler! Voll in grellem orange, wie damals in den 70er Jahren alles so schön orange und grün war. Voll cool, sage ich dir!
Was glaubst du, was ich damals als Kind gehört habe? Kennst du die kleine Hexe von Otfried Preußler? Das war meine erste Schallplatte und die gibt es heute noch.
Wie viele Schallplatten hast du eigentlich Zuhause – und wenn du nur eine einzige behalten dürftest: welche wäre das?
Puh, das weiß ich gar nicht so genau, denn es kommen ja immer welche dazu oder es gehen auch welche. Wir bewegen uns da bei 800–1000 Schallplatten. Also eine kleine Sammlung 😉
Und welche Platte ich als einzige behalten dürfte? Aua! Mensch, das ist aber eine schwere Frage für einen Plattensammler. Dürfen es zwei sein? Also das wären »Captain Future« und »Sindbad«. Beides waren mal Zeichentrickserien im TV und beide sind von Christan Bruhn mit einem Soundtrack vertont worden. Von Christian habe ich auch ein Buch, was von ihm unterschrieben is. Wir haben früher öfter über Whatsapp geschnackt 🙂 Christian ist ein echter Honorarprofessor für Musik und ein ganz toller Mann, denn er hat meine und viele andere Kindheiten geprägt. Jeder kennt wohl Wickie, Heidi, Silas, Die Rote Zora, Alice im Wunderland, Manni der Libero und viel viel mehr … Wenn einer was von Musik versteht oder wie man damals Kinderherzen höher schlagen lassen konnte, dann ist es Herr Bruhn.
Welche ist eigentlich Hippo’s Lieblingsplatte?
Hey Hippo, das ist doch auch bei dir »Captain Future«, oder? Das ist einfach Kult.
Mag Hippo es, in der Mitte zu stehen, wenn der Plattenteller sich dreht?
Entschuldigung, aber dafür ist unser Hippo viel zu dick. Aber man sieht immer Hippos Füsse wackeln, wenn die Musik läuft. Er hüpft dann ganz vorsichtig im Takt.
Wessen Füße sind – im Verhältnis – eigentlich größer: deine oder Hippos?
Pssst, auf die Körpergröße gesehen sind eindeutig Hippo’s Füße die größten. Huch!
Wie bist du eigentlich darauf gekommen, im Jahr 2021 das erste mal Platten für einen guten Zweck – den Ambulanten Kinderhospizdienst Löwenzahn – zu versteigern? Hattest du ein Vorbild oder kam die Idee einfach zu dir geflogen?
Ui, da kommt mein Freund Sven Kilthau-Lander ins Spiel. Der arbeitet nämlich bei Universal Music Deutschland. Du merkst, ich habe fast nur Menschen um mich, die voll auf die Musik stehen, so wie Hippo und ich. Sven ist ein total toller Mensch und eine absolute Koryphäe, was die Musik und das Drumherum betrifft.
Sven hatte mir im Rahmen eines »Metallica Jubiläums Release« ein paar limitierte Singles geschickt, die im Dunkeln leuchten können. Übrigens: beim Abspielen im Dunklen kann ich Hippo auch im Dunklen sehen wie er heimlich tanzt …
Nun ja und dann habe ich welche verlosen dürfen und hatte noch ein Exemplar übrig. Die Humans da draußen wollten mir dann die letzte Single abkaufen für viel Geld. Da habe ich mir gedacht, ich versteigere das letzte Exemplar einfach für die Kinder und ihre Familien vom Ambulanten Kinderhospizdienst Löwenzahn. Und so ist das dann gekommen.
Darf Hippo eigentlich auch mal draußen herumspazieren? Ich sehe ihn auf den Fotos bei Insta immer nur am Plattenteller. Oder fühl er sich unsicher dort draußen … er ist ja doch sehr klein …
Hippo darf sich überall frei bewegen, deshalb ist er heute auch mitgekommen, denn er wollte dich mal persönlich kennenlernen. Du bist ja auch ein echter Medienprofi, wenn ich da an deinen Blog und deinen Instagram-Kanal denke. Du kommst soviel da draußen in der Welt herum. Dein Reiseblog hat mich total fasziniert und ich weiß, du setzt dich genau für die richtige Sache ein. Deshalb mag ich dich auch so und folge dir natürlich auch auf Instagram.
Am 1. Juli 2022 startet deine diesjährige Spendenauktion für die Deutschen Kinderhospiz Dienste, zu denen inzwischen einige Dienste gehören, unter anderem Löwenzahn Dortmund.
Was würdest du sagen: wie viele Sammler machen – im Vergleich zum vergangenen Jahr – mit? Und aus welchen anderen Sammler-Bereichen haben sich Menschen deiner Auktion angeschlossen?
Puh, das sind mittlerweile ganz schön viele. Über 80 Freund*innen haben sich versammelt, darunter viele Plattenlabels, Musiker*innen und Bands, Platten- und Hifigeschäfte, aber auch Künstler*innen, die extra Bilder gemalt haben und auch Musikliebhaber*innen wie du und ich.
Du magst doch auch Musik, HOPE? Neben den vielen Musikliebhaber*innen aus der ganzen Welt beteiligen sich auch viele tolle Menschen, die neben der Musik noch andere Leidenschaften teilen wie zum Beispiel Skateboardfahren oder Krimihefte von John Sinclair vertreiben oder Computerspiele programmieren und vieles mehr.
Ich hoffe, dass sich viele Humans am Ende daran beteiligen, damit ordentlich was dabei zusammenkommt für die Kinder und ihre Familien. Das ist mir – und ich denke uns allen – am wichtigsten.
Was denkst du: warum machen die alle bei dir mit? Sind das alles Freunde und Freundinnen?
Das ist die vielleicht schönste Fragen von allen, wenn ich das mal so sagen darf. Alle, die sich beteiligen, haben das Herz genau, wo es sein soll – am richtigen Fleck. Uns alle eint das gleiche Ziel und das auf der ganzen Welt: wir möchten, dass die lebensverkürzend erkrankten Kinder und ihre Familien, also die Geschwisterkinder, die Eltern, alle Omas und Opas, Tanten und Onkel und alle Freund*innen der Zeit mehr Leben und Freude geben können. Die Zeit ist ja knapp und wir möchten, dass diese so schön und einfach wie möglich ist.
Inzwischen agieren wir als »Wir«. Denn jeder der sich an diesem Projekt beteiligt, zählt zum »Wir« . Nur als »Wir« können wir etwas richtig Gutes und vielleicht »Großes« bewegen.
»Wir«, das sind Freund*innen aus Polen, Kanada, Schweden, Australien, Italien, Russland, England, Holland, Indonesien und Deutschland. Und wir kommen aus jedem Musikgenre und jedem Bereich der Kunst. Das macht mich einfach total stolz. Und es ist einfach toll, dass du und deine Humans ein Teil davon sind.
Gibt es sonst noch etwas, was ich über dich wissen sollte?
Jo, kennst du schon das neuste Rezept vom Bienenstich? Da gibt es eines mit voll viel Honig! Und sag mal, pur schmeckt der Honig doch eh am besten! Oder? … Oh und der Duft von Honigkerzen lassen mich jedesmal vom Honigreich träumen, wenn ich den tollen Duft mit geschlossenen Augen einatme. Ein Traum …
Danke, Tom, für das Interview und deine Zeit. Es ist wirklich schön, dich zu kennen. Und jetzt vertraue ich dir auch noch etwas an. Aber das sag ich nur dir ganz leise in dein Ohr …
Du möchtest mitmachen oder hast Fragen an Vinylhippo?
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