Auch das gibt es: Nachtod-Kontakte wissenschaftlich untersucht

Die Anwesenheit eines verstorbenen Menschen zu fühlen, kann äußerst erschreckend sein. Auf der anderen Seite hält man Menschen, die so etwas erleben, vielleicht für ver-rückt oder esoterisch verblendet. Eine, die solche Erfahrungen nicht erschrecken, ist Evelyn Elsaesser.

Die Schweizerin beschäftigt sich seit zehn Jahren mit sogenannten „Nachtod-Kontakten (NTK)“. Jetzt ist sie dem Phänomen auch wissenschaftlich auf den Grund gegangen in einer gemeinsamen Studie mit Prof. Chris Roe und Dr. Callum Cooper von der Universität Northampton und David Lorimer (Scientific and Medical Network), deren Ergebnisse sie in ihrem (streitbaren) Buch „Spontane Kontakte mit Verstorbenen: Eine wissenschaftliche Untersuchung bestätigt die Realität von Nachtod-Kontakten“ veröffentlicht hat. Hierzu beantwortete uns Evelyn Elsaesser einige Fragen:

Forum Dunkelbunt: Was versteht man unter Nachtod-Kontakten?

Evelyn Elsaesser: Ein Nachtod-Kontakt (NTK) tritt auf, wenn man unerwartet mit dem Sehsinn, dem Gehörsinn, dem Geruchssinn oder dem Tastsinn einen Verstorbenen wahrnimmt. Oft nehmen die Menschen die einen NTK erleben – die Empfänger – einfach nur die Anwesenheit des Verstorbenen[1] wahr, ohne ihn zu sehen, zu hören, sich von ihm berührt zu fühlen und ohne einen für ihn charakteristischen Geruch oder Duft zu riechen. Kontakte, die während des Schlafs, beim Einschlafen oder beim Aufwachen stattfinden, sind ebenfalls sehr geläufig.

Nachtod-Kontakte sind:

  • Spontan: angeblich vom Verstorbenen initiiert, ohne Absicht oder Aufforderung von Seiten des Empfängers;
  • Direkt: ohne Vermittlung durch ein spirituelles Medium oder Verwendung von Geräten, z. B. der Instrumentellen Transkommunikation (ITK).

NTK können überall und jederzeit auftreten. Wir alle können irgendwann einen NTK erleben, z. B. während eines Trauerfalls oder unter anderen Umständen, denn Trauer ist keine Voraussetzung für das Erleben eines spontanen Kontakts mit einem Verstorbenen.

NTK sind immer sehr kurz und dauern nur wenige Sekunden, höchstens ein paar Minuten, aber sie haben dennoch tiefe Auswirkungen auf die Menschen, die sie erleben. Unsere Umfrage zeigt, dass NTK als eine zutiefst tröstliche und beglückende Erfahrung empfunden werden. In den Augen der Empfänger scheint allein die Tatsache, dass die verstorbene Bezugsperson noch in der Lage zu sein scheint, sich ihnen zu offenbaren, anzuzeigen, dass sie den Tod ihres Körpers überlebt hat.

Die wahrgenommenen Botschaften sind natürlich unterschiedlich, da sie in der gemeinsamen Geschichte des Empfängers und des Verstorbenen verwurzelt sind, aber die häufigste Nachricht ist, dass der Verstorbene noch lebt und dass es ihm gut geht. Oft versichern die Verstorbenen ihre Angehörigen, dass sie über sie wachen und sie in der schwierigen Zeit der Trauer unterstützen wollen.

In Ihrer Einleitung schreiben Sie, dass Nachtod-Kontakte „äußerst erschreckend sein können“. Die von uns erhobenen Daten zeigen jedoch, dass nur 12% unserer Befragten durch den Kontakt erschrocken waren. Eine sorgfältige Analyse ihrer Antworten ergab, dass vor allem der Überraschungseffekt eine Rolle spielte, sowie der Eindruck, etwas völlig Unmögliches zu erleben, etwas, das nicht geschehen kann. Es ist offensichtlich, dass die Wahrnehmung eines Verstorbenen in klarem Widerspruch zu der in unseren westlichen Gesellschaften vorherrschenden Auffassung von der Realität steht. Es muss jedoch betont werden, dass NTK, insbesondere Erscheinungen, tatsächlich einige Empfänger erschrecken können und sie z.B. dazu veranlassen, den Raum zu verlassen und wegzurennen, um der Erscheinung zu entkommen. Dennoch bereuen sie ihre unüberlegte Reaktion später oft, wie 43% unserer Befragten, die zwar erschrocken waren, aber dennoch den Abbruch des Kontakts bedauerten und hoffen, dass eines Tages ein weiterer Kontakt stattfinden wird.

Forum Dunkelbunt: Wie kamen Sie persönlich auf die Idee, dass es wichtig sein könnte, sich mit Nachtod-Kontakten zu beschäftigen?

Evelyn Elsaesser: Ich habe mich mehrere Jahrzehnte lang mit Nahtoderfahrungen (NTE) befasst und mehrere Bücher, Buchkapitel und Artikel zu diesem Thema geschrieben. Seit etwa zehn Jahren habe ich mich nun auf spontane Kontakte mit Verstorbenen spezialisiert. Im Gegensatz zu Nahtoderfahrungen wurden Nachtod-Kontakte relativ wenig wissenschaftlich erforscht, obwohl sie viel häufiger auftreten als Nahtoderfahrungen. Untersuchungen zufolge haben 50-60% der Allgemeinbevölkerung im Laufe ihres Lebens einen oder mehrere Nachtod-Kontakte erlebt.

Es handelt sich also um ein wichtiges gesellschaftliches Phänomen, das in den Medien und im öffentlichen Diskurs nie thematisiert wird. Es war an der Zeit, diese Erfahrungen zu erforschen und die Ergebnisse unserer Untersuchung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Ein weiterer Beweggrund war die Tatsache, dass Menschen, die einen NTK erleben, diesen oft weder benennen noch in ihre Vorstellung von der Realität integrieren können. Oft denken sie, dass sie die einzigen sind, die diese Art von Erfahrung gemacht haben, was sie beunruhigen kann. Außerdem fällt es ihnen oft schwer, ihre Erfahrungen mit ihren Angehörigen oder Freunden zu besprechen. Man kann sich vorstellen, wie erleichtert die Empfänger wären, wenn ihre Gesprächspartner bereits mit dem Phänomen der Nachtod-Kontakte vertraut wären und sich ihren Bericht in Kenntnis der Sachlage anhörten. Ein geteiltes Wissen über dieses Phänomen würde eine gemeinsame Sprache schaffen, wobei es natürlich jedem Einzelnen überlassen bliebe, das Phänomen nach seinem eigenen Empfinden zu betrachten und zu beurteilen.

Forum Dunkelbunt: Was wollten Sie mit Ihrer Studie untersuchen?

Evelyn Elsaesser: Unser Forschungsprojekt „Untersuchung der Phänomenologie und der Auswirkungen von direkten und spontanen Nachtod-Kontakten (NTK)“, das mehrere Unterprojekte hat, dauert fünf Jahre und wird 2024 abgeschlossen sein. Unsere Umfrage, deren Ergebnisse ich in meinem Buch „Spontane Kontakte mit Verstorbenen“ vorstelle, hat drei Ziele:

1) Beschreibung der Umstände und der subjektiven Erfahrung (Phänomenologie) von NTK: Wer erlebt NTK? Unter welchen Umständen? In welcher Form (Art der NTK)? Wie laufen diese Erfahrungen ab? Was sind die Botschaften der NTK? Wer sind die Verstorbenen, die den Kontakt angeblich initiiert haben? Wie war/ist ihre Beziehung zu den Empfängern? Gibt es phänomenologische Unterschiede zwischen den Ländern?

2) Analyse der Auswirkungen von NTK auf die Empfänger: Was empfinden die Empfänger bei einem NTK? Welche Bedeutung messen sie ihm bei? Was sind die unmittelbaren und längerfristigen Auswirkungen? Haben NTK einen Einfluss auf den Trauerprozess? Beeinflusst der nationale und soziale Kontext die individuelle Erfahrung?

3) Verbreitung der Forschungsergebnisse:  Mit dieser Studie möchten wir dazu beitragen, die Öffentlichkeit über das Phänomen der NTK zu informieren. Indem wir die gesammelten Daten über die Umstände und die Art und Weise, wie NTK auftreten, präsentieren und ihre Auswirkungen auf das Leben der Menschen analysieren, machen wir die Ergebnisse für Menschen, die mit dem Tod eines geliebten Menschen konfrontiert sind, und allgemein für alle, die sich für dieses Thema interessieren, zugänglich.  Darüber hinaus beteiligen wir uns an der Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse auf akademischer Ebene.

Forum Dunkelbunt: Wie sind Sie vorgegangen, welches war Ihre Methode?

Evelyn Elsaesser: Um die Ziele des Projekts zu erreichen, benötigten wir einen sehr detaillierten Fragebogen. Wir entwickelten 194 Fragen (einschließlich Folgefragen nach positiven Antworten), um all diese Aspekte abzudecken, von denen der größte Teil in meinem Buch vorgestellt wird.  Der Fragebogen wurde in englischer, französischer und spanischer Sprache auf einer Online-Umfrageplattform für jeweils sechs Monate bereitgestellt. 1.004 Fragebögen wurden ausgefüllt: 416 auf Englisch, 440 auf Französisch und 148 auf Spanisch. Dies ist die umfangreichste mehrsprachige Umfrage über spontane Nachtod-Kontakte weltweit. Wir haben uns für eine Mixed-Methods-Analyse entschieden, d. h. wir unterziehen die Daten sowohl einer quantitativen als auch einer qualitativen Analyse.

Forum Dunkelbunt: Und jetzt die spannende Frage: Was haben Sie herausgefunden?

Evelyn Elsaesser: Die Auswirkungen von Nachtod-Kontakten auf das Leben der Menschen sind tiefgreifend, transformativ und nachhaltig. Unsere Umfrage zeigt, dass diese Kontakte hauptsächlich im Familien- und Paarkontext stattfinden. Eine sehr enge und liebevolle Beziehung zwischen dem Empfänger und dem Verstorbenen zu Lebzeiten ist eindeutig ein wichtiges Element für das Auftreten von NTK.

Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Umfrage ist, dass Trauer keine Voraussetzung für das Erleben eines NTK ist. Mehr als ein Viertel der Befragten trauerte nicht mehr oder hat nie um die verstorbene Person getrauert, die sie während des Kontaktes wahrgenommen haben, und eine der gestellten Fragen ergab, dass 12% der Befragten eine verstorbene Person wahrgenommen haben, die sie nicht kannten. Die gesammelten Daten stellen somit die oft vertretene materialistische Hypothese in Frage, dass es sich bei Nachtod-Kontakten lediglich um Illusionen oder trauerbedingte Wunschvorstellungen handelt.

Unsere Daten zeigen, dass die Spiritualität durch die NTK stark gestärkt wird, da sich die Zahl der Befragten, die sich als spirituell betrachten, nach ihrer Erfahrung fast verdoppelt hat, während die Religiosität durch diese Kontakte nur geringfügig zunimmt.

Die Verschiebung im Glaubenssystem zugunsten der Hypothese des Weiterlebens des Bewusstseins nach dem physischen Tod ist sehr signifikant, denn nur ein Prozent unserer Befragten stimmte dieser Hypothese nach ihrem NTK nicht zu. Die Auswirkung von Nachtod-Kontakten auf die Angst vor dem Tod ist ebenfalls bemerkenswert – mehr als 60% unserer Befragten gaben an, dass ihre Angst vor dem Tod nach dem NTK abgenommen hat oder gar verschwunden ist – dies zeugt von der starken Wirkung dieser Erfahrungen.

Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Umfrage ist die große Auswirkung der NTK auf den Trauerprozess. Die große Mehrheit der Befragten gab an, dass ihre Erfahrung ihnen Trost und emotionale Heilung gebracht hat. Nachtod-Kontakte sind viel mehr als eine bloße Wahrnehmung des Verstorbenen. Es sind die Emotionen, die während des Kontakts gefühlt und wahrgenommen werden, und die erhaltenen Informationen, die ihnen ihre volle Bedeutung verleihen. Eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass unsere Teilnehmer dem NTK einen wichtigen Platz in den Ereignissen einräumen, die ihr Leben geprägt haben. Sie erinnern sich noch Jahre oder sogar Jahrzehnte nach dem Ereignis sehr detailliert an ihre Erfahrungen. Die überwiegende Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer empfindet ihren Nachtod-Kontakt als eine zutiefst bewegend, einschneidende, tröstliche und sehr schöne Erfahrung. Aus den gesammelten Daten geht hervor, dass der spontane Kontakt mit einem verstorbenen geliebten Menschen eine Erfahrung ist, die von fast allen unseren Teilnehmern hoch geschätzt wird.

Forum Dunkelbunt: Was können Ihre Ergebnisse im besten Fall bewirken, beziehungsweise verbessern in Zukunft?

Evelyn Elsaesser: Sie können spontane Kontakte mit Verstorbenen in der Öffentlichkeit bekannter machen und es Menschen, die dieses Phänomen erlebt haben oder erleben werden, ermöglichen, ihm einen Namen zu geben, es besser zu verstehen und leichter in ihr Verständnis der Realität zu integrieren und im besten Fall leichter und freier mit ihren Mitmenschen darüber sprechen zu können.

In einem breiteren Rahmen stellen diese Erfahrungen natürlich die materialistische Auffassung von der Realität in Frage. Unsere Ergebnisse – und die anderer Forscher -, die auf sorgfältig und kompetent durchgeführten wissenschaftlichen Untersuchungen beruhen, werden dazu beitragen, die NTK in den größeren Kontext der – derzeit sehr aktiven – Bewusstseinsforschung einzuordnen.

Ich bin überzeugt, dass in den kommenden Jahren das derzeit vorherrschende materialistische Paradigma nach und nach durch das Konzept des „Postmaterialismus“ ersetzt wird, dass ein besseres Verständnis der NTK und vieler anderer Phänomene ermöglichen wird.

Forum Dunkelbunt: Was wünschen Sie sich für die Zukunft im Umgang mit Nachtod-Kontakten?

Evelyn Elsaesser: Ich wünsche mir noch mehr Akzeptanz für diese Art von Phänomenen, obwohl ich im letzten Jahrzehnt eine sehr positive Entwicklung festgestellt habe. Die Menschen sind offener, neugieriger und interessierter an dieser Art von Erfahrungen. Insgesamt bin ich sehr optimistisch und werde mich bemühen, weiterhin meinen Teil zur Akzeptanz von Phänomenen beizutragen, die derzeit noch als „außergewöhnliche Erfahrungen“ oder „paranormale Erfahrungen“ bezeichnet werden, aber in Wirklichkeit ganz einfach normale und alltägliche menschliche Erfahrungen sind.

Umfrage

Aktuell läuft ein weiteres Forschungsprojekt zu Nachtod-Kontakten. Wer bei der Umfrage mitmachen möchte, kann sich hier einloggen.

Weiterführende Info:

Website, die diesem Forschungsprojekt gewidmet ist: www.adcrp.org

Website von Evelyn Elsaesser: www.evelyn-elsaesser.com

Evelyn Elsaesser (2021) Spontane Kontakte mit Verstorbenen: Eine wissenschaftliche Untersuchung bestätigt die Realität von Nachtod-Kontakten. Crotona Verlag

ISBN: 978-3-86191-224-8
200 Seiten
Preis: 17,95 €

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