„Wir tabuisieren nicht den Tod, sondern die Trauer“

Das Tabu liegt in unserer Gesellschaft nicht auf dem Tod, sondern auf der Trauer. Meint Matthias Horx, der sich seit vielen Jahren mit den Veränderungsprozessen unserer modernen Gesellschaft befasst.

Es ist die Trauer, die ökonomische und soziale Routinen stört und durcheinander bringt. So wird Trauer verdrängt, statt sie als normalen Prozess im Abschied leben zu können. Horx plädiert dafür, individuelle Trauerrituale zu zelebrieren und eine zukunftsweisende Trauerkultur zu entwickeln.

Hier die Thesen in Kurzform, weiter unten der gesamte Text dazu:

EINS

Nicht der Tod ist in der modernen Gesellschaft tabuisiert, sondern die Trauer als eine Störung ökono­mischer und sozialer Routinen.

ZWEI

Trauer ist eine Form der Liebe. Sie verlangt Respekt, Achtsamkeit und Bewunderung.

DREI

In einer Gesellschaft, in der Trauer gelebt werden kann, stehen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in Verbindung.

VIER

Die traditionelle Friedhofs-­ und Begräbniskultur ist in die Krise geraten, weil sie auf den Werte­wandel der Gesellschaft keine treffenden Antworten findet.

FÜNF

Der Druck zum reibungslosen Funktionieren in einer Gesellschaft der Beschleunigung macht das In­Trauer­Sein zu einem störenden Zustand, der soweit wie möglich begrenzt und möglichst früh been­det werden soll. Dieser Zwang ist fatal für das Trauererleben selbst.

SECHS

Bei der Suche nach neuen Formen des Trauerns spielen innovative
Landschaftsplaner und Architekten, Trauerberater und ­begleiter, Verwalter, Bestatter, Steinmetze und Gärtner eine wichtige Rolle.

SIEBEN

Die starke Tendenz zu anonymen Bestattungsformen entspringt nicht
selten einem negativen Verständnis der eigenen Bedeutung für andere.

ACHT

Trauer ist innere Verwandlung, deren Gelingen das persönliche Leben bereichert.

Acht Thesen zur Trauerkultur

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Zum Autor:

Der Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx widmet sich seit vielen Jahren zu Transformationsprozessen in Gesellschaft und Wirtschaft. Ihn interessieren auch Untersuchungen und soziologische Fragestellungen zum Wandel der Trauer-, Bestattungs- und Friedhofskultur, bedingt durch die großen Trends der gegenwärtigen Epoche wie der Individualisierung und den Wertewandel.
Zuletzt hat der Gründer des Zukunftsinstituts zusammen mit seinem Team unter anderem im Rahmen einer Trendstudie untersucht, welchen Stellenwert Orte und andere Faktoren in Trauerprozessen haben.

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