Lachyoga und Trauer

Wie passt das zusammen – Lachyoga und Trauer? Sabine Gebhardt zeigte dies bei einem Nachmittagskurs im KOBI Dortmund. Ein Selbstversuch:

Sonnendurchflutet präsentiert sich der KOBI-Übungsraum an diesem Sonntagnachmittag Ende Januar. Insgesamt sieben Teilnehmerinnen haben sich versammelt zum Kurs „Lachyoga und Trauer“. Besonders traurig sieht eigentlich keine von ihnen aus, eher so, als könnten sie im Alltag schon von sich aus ganz gut lachen.

Kursleiterin Sabine Gebhardt mit dem Smiley-Luftballon.

Aber dennoch tragen sie alle eine Form von Trauer in sich – macht die Kennlernrunde mit Smiley-Luftballon klar. Trauer, so Sabine Gebhardt, muss nicht die Trauer über den Tod eines Menschen sein. Es gäbe viele verschiedene Gründe zu trauern, das könne auch eine gescheiterte Beziehung sein oder etwas anderes.

Zuerst die Theorie: Wer hat`s erfunden?

Die Technik des Lachyoga hat ihren Ursprung in den Selbstversuchen des Wissenschaftsjournalisten Norman Cousins. Weltweit verbreitet wurde Lachyoga von Madan Kataria, einem praktischen Arzt und Yogalehrer aus  Mumbai (Indien). Er verband Yogatechniken mit Lachübungen und entwickelte daraus eine Methode, die Menschen zum Lachen bringen soll.

Beim Lachyoga steht das grundlose Lachen im Vordergrund. Über spielerische Elemente soll es den Menschen erleichtert werden, vom zunächst willentlichen in das freie Lachen und in einen Zustand kindlicher Verspieltheit (engl: childlike playfulness) zu gelangen. „Tu so als ob, bis es echt wird“) ist eine praktische Anweisung.

Und dann geht es los. Wir fangen an, ein bisschen zu lachen. Ein paar meiner Mitstreiterinnen haben den Basiskurs bereits absolviert und haben kein Problem damit, sofort loszulachen. Mir kommt dies komisch vor – aber nicht so lustig, dass es echtes Lachen provozieren würde. Haha, hehe, ich probiere ein bisschen herum, erinnere mich daran, dass ich mich bei meinen monatlichen Gesangsabenden durchaus traue, meine Stimme hören zu lassen. Hoho. Haha.

Entspannung. Bilder im Kopf entstehen lassen

Hoho, hehe, haha. Wenn man es oft genug rauslässt, fängt es allmählich an, normal zu werden. Links von mir eine Frau, die sich nicht gut einlassen kann auf das Experiment. Kaum Geräusche zu hören von ihr…

Was bedeutet es, zu trauern? Sabine Gebhardt sagt, Trauer habe immer etwas mit Loslassen zu tun. Zur Verdeutlichung bekommen wir alle eine Klangschale in die Hand, dürfen sie anschlagen und spüren, wie raum- und zeitgreifend sich der Klang vibirierend ausdehnt. Dann sollen wir die Klangschale festhalten, mit zwei Händen, und beim Anschlagen hört man nur ein trockenes „pock“. Mehr nicht. Für einige Frauen ein bewegendes Erlebnis, dass nichts schwingen kann, wenn man festhält. Zum Schluss bringen wir die Schale noch einmal frei zum klingen – mit dem Bild im Kopf, dass wir das, was traurig macht, loslassen.

Es ginge nicht darum, die Trauer „wegzulachen“. Das geht nicht. Aber es ginge sehr wohl darum, sich bewusst zu machen, dass die Trauer ihren Raum braucht, die Freude aber auch. Und so könnte man sich sagen: Diese Stunde ist für die Trauer reserviert, aber die nächste für die Freude.

Fünf Minuten am Stück lachen – die große Übung

Und dann wird noch mal so richtig abgelacht. Fünf Minuten lang – und die ziehen sich erstaunlich in die Länge. Während dieser – für mich – großen Lachübung stelle ich fest, dass es funktioniert: Wenn man einfach loslacht, auch ohne Grund, dann passiert es irgendwann einfach: Man lacht und lacht, über sich selbst, über den Kurs, über die schräge Situation, und weil man soviel andere lachende Stimmen hört, steckt es auch noch an. Wir lachen und lachen. Ich spüre meine Bauchmuskeln, mein Rippenfell, meine Schultern. Es fühlt sich an nach einer Mischung aus Muskelkater und Entspannung. Herrlich.

Das passende Outfit für den Lachyoga-Kurs.
Gestern war ein Scheißtag, aber heute entscheide ich mich fürs Lachen, denn Lachen ist gesund und heilt.

Mich selbst beeindruckt am meisten die Erkenntnis, dass es eine Entscheidung ist, ob man in eine positive Richtung schaut oder nicht. Ärger, Frust, Verluste wird es immer wieder geben – es ist die Frage, ob wir den Ärger hinter uns lassen wollen oder nicht.

Doch, durchaus, dafür hat sich der Kurs gelohnt.

Sabine Gebhardt Webseite

Beitrag: Beate Schwedler, 31.01.2020

 

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