Kindertrauer – ein Buch zum Verstehen und Begleiten

Wenn ein Mensch stirbt, ist das für alle, die ihn gekannt und geliebt haben, ein großer Schock. Kinder brauchen in dieser Situation ganz besonders Unterstützung ihrer Bezugspersonen, um erfassen zu können, was geschehen ist und um zu lernen, mit den damit verbundenen Gefühen umzugehen.

Nicole Rinder, Bestatterin und Trauerbegleiterin aus München, hat zusammen mit Florian Rauch und Tita Kern ein Buch geschrieben, das Rat bietet für Erwachsene, die trauernde Kinder begleiten. Ein Beispiel erläutert die Schwierigkeit:

„Als Ludwigs kleine Schwester tot geboren wurde, wollten seine Eltern ihn vor dem Leid schützen, vor der Trauer, die diese Situation mit sich brachte. Denn plötzlich warteten Abschied und Schmerz statt Freude und Willkommen auf die kleine Familie. Das Herz von Ludwigs Schwesterchen Marie hatte kurz vor der Entbindung aufgehört zu schlagen. Andrea und Bernhard, die Eltern, hatten ihre kleine Marie verloren, bevor das gemeinsame Leben beginnen konnte. Gern hätten Ludwigs Eltern das Geschehene ungeschehen gemacht. Das ging nicht. Deshalb versuchten sie zumindest, es vor ihrem siebenjährigen Sohn Ludwig zu verheimlichen.“

Am liebsten ungeschehen machen

Als Nicole Rinder mit den Eltern Verabschiedung und Beerdigung mit den Eltern bespricht, macht sie ihnen Mut, als ganze Familie Abschied zu nehmen von Marie. Manchmal sind die Eltern entsetzt: Ludwig soll seine tote Schwester sehen? Sich verabschieden? Mit all der Trauer konfrontiert werden, die sie selbst kaum aushalten können?

Eltern wollen ihre Kinder vor der Begegnung mit Tod und Trauer bewahren. Abschied und Trauer gehören für alle Menschen zu den schwierigsten Aufgaben. „Aber wenn wir darauf stoßen, müssen wir uns stellen,“ sagt Nicole Rinder, „denn ein Ausweichen oder Leugnen schützt uns nicht.“ Und: „Um den Schmerz zu verarbeiten, muss Trauer erlaubt sein.“ Wer sich und den Kindern das Trauern verbietet, macht ein Abschiednehmen unmöglich. (siehe hierzu auch den großartigen Beitrag von Dennis Schmees über den Tod seiner kleinen Schwester)

Schließlich war es der kleine Ludwig, der seine tote Schwester bei der Abschiednahme im Arm halten wollte und sie dann an seinen Papa übergab, damit auch er sie noch einmal halten konnte. Am Schluss hatte die ganze Familie gemeinsam getrauert um Marie – später betteten sie sie in den Sarg, legten ihr Geschenke hinein. Und dann war auch klar, dass Ludwig mit zur Beerdigung der kleinen Schwester gehen würde. Damit hatte die Familie eine wertvolle Erinnerung geschaffen. Statt in Zukunft bedrückt zu schweigen, hatten sie die Möglichkeit gewonnen, miteinander über Marie und ihren Tod zu sprechen.

„Das selbstfahrende Schiff auf dem Weg in ein fernes Land“, Hannah, 10 Jahre

Nicole Rinder erlebt solche Situationen wie mit Ludwigs Eltern häufig. Oft sind es sogar die Kinder, die den Erwachsenen die Angst nehmen können, weil sie ganz natürlich mit Tod, Abschied und Trauer umgehen können. Nicht die Kinder sind es, die davor Angst haben.

Und so hat sie ein Buch geschrieben, das Eltern, Großeltern, Tanten, Onkeln sowie allen anderen Begleitpersonen Mut machen soll, mit den Kindern über die Trauer zu sprechen, den Tod auch in der konkreten Abschiednahme zu be-greifen und die Trauer zuzulassen.

Warum Trauer uns Angst macht

Nicole Rinder: „Niemand will, dass ein geliebter Mensch stirbt. Wir hoffen, dass nach der Krankheit die Genesung folgt. Wir verdrängen, dass der Tod kommen kann. Aber spätestens, wenn ein Mensch stirbt, müssen wir uns damit auseinandersetzen.“

Dass alles, was lebt, auch sterben muss, wissen wir. Und das „Mantra der Moderne“ – alles muss gut klappen, alles kann perfekt sein, alles ist möglich – wird mit dem Tod ad absurdum geführt. Rinder: „Früher war der Tod ein natürlicher Bestandteil des Lebens. Nicht weniger schmerzlich empfunden von denen, die einen Menschen verloren, aber weniger geleugnet als heute.“

Und auch der Umgang mit Kindern im Falle des Todes, war früher ein anderer. Dass Kinder alle Stationen der Abschiednahme mit durchliefen, war früher normal. Und heute können wir wieder lernen, dass Trauer gesund ist, wenn es möglich ist, alle Gefühle erleben zu dürfen, die zur Trauer gehören können: Traurigkeit, Zorn, Angst, Einsamkeit oder Neid auf andere können solche Gefühle sein. Vielleicht tauchen auch bisher unbekannte Gedanken auf, etwa, dass man den Verlust nicht wahrhaben will oder auch Halluzinationen.

Mit viel Einfühlungsvermögen und anschaulichen Beispielen bringen Rinder, Rauch und Kern in diesem Buch alle Themen zur Sprache, die Erwachsene in der Begleitung von Kindern beschäftigen können:

  • Wann brauchen Trauernde professionelle Begleitung?
  • Wie Kinder Trauer erleben
  • Traueraufgaben für Kinder
  • Wie sich Trauer für Kinder anfühlen kann und wie sie sich zeigt
  • Wie man Kinder einbezieht in der Zeit des Sterbens
  • Die richtigen Worte finden
  • Besondere Tage begehen, schöne Erinnerungen weiterleben lassen

 

Tita Kern / Nicole Rinder / Florian Rauch:
Wie Kinder trauern
Ein Buch zum Verstehen und Begleiten
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