Gabriel Feltz im Interview: „Ich bringe mich gerne für die Gesellschaft ein“

Gabriel Feltz, Generalmusikdirektor der Stadt Dortmund, ist der neue Botschafter des Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes Löwenzahn in Dortmund. Er fährt gerne Motorrad und wirft sich jetzt mit viel Herzblut in diese neue Aufgabe. Hier ein Interview mit ihm:

Forum Dunkelbunt: Herr Feltz, Sie leiten seit der Saison 2013/2014 als Generalmusikdirektor der Stadt Dortmund die Dortmunder Philharmoniker und die Oper Dortmund. Was hatten Sie sich damals vorgenommen, was Sie in Dortmund verwirklichen wollten?

Gabriel Feltz: Die Dortmunder Philharmoniker sind eines der traditionsreichsten und besten Orchester in Deutschland. Diesen Anspruch wollte ich, unter der Prämisse, deutlich mehr Publikum für das Orchester zu gewinnen, fortsetzen.

Forum Dunkelbunt: Haben Sie dies erreichen können? Und was sind Ihre Zukunftspläne?

Gabriel Feltz: Es geht immer besser – aber im Großen und Ganzen – ja. Von 2013 bis 2020 stieg die Auslastung um rund 20 Prozent für die Aufführungen im Konzerthaus Dortmund. Viele schöne CD-Projekte und Reisen mit den Dortmunder Philharmonikern bleiben für mich aber genauso prägend. Im Moment sind nun die Auswirkungen der Corona-Pandemie sehr schlecht einschätzbar. Aber neben vielem anderem hat für mich als Chefdirigent die Inbetriebnahme eines hochwertigen Probensaals eindeutige Priorität. Hier besteht Handlungsbedarf, Dortmund hat einen exzellenten Klangkörper, aber bietet ihm nur äußerst mittelmäßige Arbeitsbedingungen für den täglichen Probenbetrieb.

Forum Dunkelbunt: Welches ist ihr Lieblingskonzert gewesen, das Sie in Dortmund dirigiert haben?

Gabriel Feltz: Da gibt es sicher viele, aber die beiden Aufführungen von Mahlers 8. Symphonie inklusive einer CD-Aufnahme markieren sicher einen Gipfelpunkt meiner Arbeit hier.

Forum Dunkelbunt: Haben Sie einen Lieblingskomponisten und wenn ja – warum?

Gabriel Feltz: Die Frage wird mir oft gestellt, aber ich kann sie nicht so eindeutig beantworten. Denn immer die Partitur, mit der ich mich gerade beschäftige, ist mir dann selbstverständlich am nächsten. Da denke ich dann oft: das ist das beste Stück, was ich je dirigiert habe.

Forum Dunkelbunt: Was ist das Besondere, wenn Sie mit jungen Musiker*innen zusammenarbeiten? Was ist da (möglicherweise) anders?

Gabriel Feltz: Oft gefallen mir die Spielfreude und Begeisterung, mit der junge Leute Musik machen.

Forum Dunkelbunt: Was können Sie tun, um gerade junge Menschen an die Philharmonie und die Oper heranzuführen?

Gabriel Feltz: Da tun wir in Dortmund wirklich viel, allen voran unsere hervorragende Musikvermittlerin Andrea Hoever, die unser Vermittlungsprogramm „Expedition Klassik“ betreut. Vom Schulbesuch bis zum Kinderkonzert habe ich in Dortmund alles gemacht, einer nicht so solventen Grundschule bezahlte ich auch schon mal den Bus, damit die Kinder zum Konzert überhaupt kommen konnten.

Forum Dunkelbunt: Sie kommen aus Berlin und haben dort auch studiert. Was gefällt Ihnen an der Stadt Dortmund besonders gut – und womit haben Sie eventuell manchmal Ihre Gewöhnungsschwierigkeiten?

Gabriel Feltz: Generell mag ich diese sogenannte „Pott – Mentalität“ – offen, ehrlich, geradeaus und mit (teilweise sehr trockenem) Humor. Das ist ja von der „Berliner Schnauze“ nicht so weit entfernt, nur dass weltweit Hauptstädter einen mehr oder weniger ausgeprägten Hauch von Arroganz mit sich führen, Hauptstadt eben. Da ich leidenschaftlich gerne Motorrad fahre, ist das ganze Umland (Münsterland, Möhne-See, Bigge-See etc etc.) ein Traum für mich. Sonntags früh um 6 ganz allein oder mit einem engen Freund das Erwachen der Natur vom Sitz eines Motorrads bei der Fahrt durch völlig leere und ruhige Landstraßen zu verfolgen, ist meine ganz persönliche Art von Meditation. Bevor ich den Führerschein Klasse A gemacht hatte, habe ich Motorradfahrer immer als „Spinner“ oder „Rocker“ belächelt. Heute bin ich klüger – nur wer das selbst gemacht hat, weiß wie suggestiv das wirken kann. Architektonisch gesehen gibt es schönere Städte als Dortmund  – aber das hat ja auch traurige (Kriegs-) Ursachen.

Forum Dunkelbunt: Sie engagieren sich jetzt auch für den Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Löwenzahn – was ist Ihre Motivation?

Gabriel Feltz: Ich empfinde mich mit meinem Lebenslauf als sehr privilegierte Person. Es wird Zeit, dass ich der Gesellschaft – und damit den Menschen – etwas zurückgebe. Deshalb bringe ich mich gern auch außerhalb der Musik ein. In den jetzigen schwierigen Zeiten erst recht.

Zu den Dortmunder Symphonikern und der Oper Dortmund

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