un_endlich: Leben mit dem Tod im Humboldt

Eine neue Sonderausstellung im Humboldt Forum Berlin läuft vom 1. April bis 26. November 2023. Inszeniert als Drama in fünf Akten, beleuchtet die Ausstellung „un-endlich. Leben mit dem Tod“ verschiedene Aspekte des Sterbens und Umgangs mit dem Tod von individuellen, persönlichen Facetten bis hin zu globalen Gesichtspunkten. Mit der Eröffnung der Ausstellung beginnt auch das vielseitige Vermittlungs und Veranstaltungsprogramm. Höhepunkte sind u.a. das Osterkonzert des Resident Music Collective und der Día de los Muertos.

Der Umgang mit Sterben, Tod und Trauer ist so vielfältig wie die Menschen selbst. Die Stiftung Humboldt Forum widmet diesem Thema das Programm un_endlich. Leben mit dem Tod: Mit einer Sonderausstellung, einem Veranstaltungs und Vermittlungsprogramm zeigt sie vielstimmige Sichtweisen und Vorstellungen, unterschiedliches Erfahrungswissen und wissenschaftliche Erkenntnisse zum Sterben und Tod.
Hartmut Dorgerloh, Generalintendant des Humboldt Forums: Die Gewissheit des Todes verbindet alle Menschen und ist gleichwohl eine der letzten großen Unbekannten. Im Programmschwerpunkt un_endlich. Leben mit dem Tod widmet sich das Humboldt Forum in den nächsten acht Monaten einem der großen universellen Themen und bietet Besucher*innen die Möglichkeit, innezuhalten, in Erfahrungsräume einzutauchen, in den Austausch zu treten und Position zu beziehen.

Die Ausstellung

Wie leben wir mit dem Tod? Was ist ein guter Tod? Was wird bleiben von uns? Der Schweizer Kurator Detlef Vögeli hat die Ausstellung als Drama in fünf Akten konzipiert: „Die dramaturgische Grundidee war, die Besucher*innen als Sterbliche und Akteur*innen direkt anzusprechen. Räume als Bühnen zu schaffen für die Besucher*innen, auf denen sie mit unterschiedlichen Vorstellungen und Fragen zu Sterben und Tod konfrontiert werden, die hinter dem Vorhang des Alltages oft verborgen verbleiben.“

Die von dem britischen Bühnenbildner Tom Piper entworfene Gestaltung spielt mit der Theatermetapher und setzt das Drama als atmosphärisch dichte Komposition um. Tom Piper: „So wie Shakespeare in Hamlet versucht, mit dem Tod umzugehen, wollen wir die Menschen ermutigen, sich mit der eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen. Ich denke, dass dies ein Hauptziel der Ausstellung ist: keine Angst vor dem Tod zu haben, sondern diesen als Teil unseres Lebens zu betrachten als Theater des Lebens.“

Für die Ausstellung hat Piper in Zusammenarbeit mit dem Architekten Alan Farlie
Szenografien entwickelt, die im Zusammenspiel von Videos, Sounds, Stimmen, Installationen zu Momenten intensiver Raumerfahrung werden. Alan Farlie: „In der Ausstellung steht das emotionale Gesamterlebnis im Zentrum. Man teilt den Raum, man teilt das Erlebnis. Durch eine Ausstellung geht man immer irgendwie allein, selbst wenn man in Begleitung ist. Wir dagegen bemühen uns, eine Art Bewegung zu entwickeln: von einem Akt zum nächsten, von einem Raum in den nächsten.“

Auf ihrem Rundgang begeben sich die Besucher*innen auf die Bühne der Endlichkeit und erkunden Szenen und Fragen des Todes. Die Ausstellung zeigt Sichtweisen aus der diversen Stadtgesellschaft, Erfahrungswissen von Sterbebegleiter*innen aus zwölf Ländern, eine nichtreligiöse und eine islamische Leichenwaschung wie auch wissenschaftliche Zugänge zum Thema. Die Ausstellung erweitert die persönliche Perspektive um eine globale und planetare Sichtweise. Sie zeigt die ungleichen Lebens und Sterbeverhältnisse der globalen Gesellschaft, die Verantwortung für die namenlosen Toten und die des Menschen für das Leben an sich, vor dem Hintergrund von Klimawandel und Artensterben.

Führungen und Workshop

Das Vermittlungsprogramm schlägt einen Bogen von individuellen existenziellen bis hin zu gesamtgesellschaftlichen Aspekten. Mit der Frage „Wie leben wir mit dem Tod?“ können Erwachsene und Schüler*innen ab der 7. Klasse die Ausstellung gemeinsam entdecken, diskutieren, hinterfragen, und Bezüge zu den Präsentationen im Humboldt Forum herstellen.
Die Führungen und Workshops sind dialogisch und partizipativ konzipiert. Sie wurden in Kooperation mit der Björn Schulz Stiftung erarbeitet, die lebensverkürzend erkrankte Kinder und deren Familien professionell begleitet.

Veranstaltungen

Im Zentrum des Veranstaltungsprogramms steht die Auseinandersetzung mit dem Tod in seinen globalen Zusammenhängen quer durch Genres, Sparten und Generationen. Stimmen aus kulturellen und religiösen Communities kommen zu Wort, Expert*innen teilen ihr (Erfahrungs-)Wissen aus der Sterbebegleitung, der Bestattungs-Praxis und der Erinnerungskultur. An den Wochenenden laden Sprechstunden zu Gesprächen mit einem einer Pathologin, einem Trauerredner, einer Polizistin und vielen mehr. Erzählprogramme für Kinder und Familien sowie für Erwachsene befassen sich mit Abschied. Ein Filmprogramm rückt den globalen Süden in den Fokus. Musikalisch bringt sich u. a. das Resident Music Collective ein: Es spielt am Osterwochenende zeitgenössische und zeitgenössisch interpretierte Stücke zum Thema Tod.

Der Höhepunkt zum Abschluss ist das mexikanische Totenfest Día de los muertos, an dem der Verein Calaca e.V., seit vielen Jahren aktiv in Berlin, zu Musik, Performance, Familienprogramm und einem geschmückten Altar
ins Humboldt Forum einlädt.

un_endlich. Leben mit dem Tod
1. April-26. November 2023.

Día de los muertos:
1.5. November 2023
Ausstellungspreise: 12 / 6 Euro

Informationen und Tickets:
humboldtforum.org/un_endlich

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