Künstleridee: Das Bestattungsfahrrad

So wie dieser Blog will auch Michael Olsen aus Oldenburg das Thema Sterben und Tod wieder zurück in den gesellschaftlichen Alltag bringen. So kam der Künstler auf die Idee zum Bestattungsfahrrad. Straßenverkehr, findet er, ist ein zentraler Ort für Interaktion und Kommunikation.

Seine Idee, das Bestattungsfahrrad, hat eine wahre Reaktionsflut ausgelöst und ging praktisch durch alle Medien – von Sylt bis München trafen Rückmeldungen ein. Sogar in Aserbeidjan interessierte sich jemand für das Gefährt. Mit dieser großen Flut hat er nicht gerechnet, nun aber kann er sie nachvollziehen: „Das zeigt, wie sehr das Thema den Menschen im Genick sitzt“, meint Olsen.

Die Idee zu dem Projekt hatte er bereits 2006. 2017 fing er an, das Sargfahrrad zu bauen. 2020 war es fertig gestellt. Das Bestattungsrad ist speziell für seinen Bestimmungszweck nach den gesetzlichen Regelungen der STVZO und der Niedersächsischen Bestattungsverordnung gestaltet und gebaut und daher viel mehr als ein Kunstwerk.
Es verkörpert einen deutlichen Gegensatz zu der Lebens- und Verhaltenspraxis des „Mehr-schneller-weiter-größer-lauter-höher…..“ des heutigen Alltags, nämlich:

+ Einsicht über die Selbstverständlichkeit der Endlichkeit
+ Innehalten
+ Einkehr
+ Entschleunigung
+ Den Gegenentwurf zu dem materialistischen Weltbild der westlichen Welt
+ Die Auseinandersetzung mit dem Moment, dem JETZT als Schnittstelle zwischen Vergangenheit und Zukunft
+ Die uralte Praxis, Verstorbenen das Letzte Geleit zu geben, einen geliebten Menschen gemeinsam zu Grabe bringen / tragen.

Da Olsen neben seiner Tätigkeit als freier Künstler, Kunsttechniker, Bühnenbildner und Geselle im Zweiradmechanikerhandwerk auch alle Kenntnisse in Schweißen, Konstruktion besitzt, war es nur logisch, das „Fahrrad“ als bildnerisches Mittel zu nutzen um das Thema „Sterben und Vergänglichkeit“ in unseren gesellschaftlichen Lebensalltag zu bringen.

Bewusst hat er das Rad mit dem Sarg auf der vorne, vor der Lenkung angebrachten Ladefläche gestaltet. Es zollt dadurch der Achtung und des Respekt gegenüber dem verstorbenen Mitmenschen und seinem Leben in einem sehr viel größerem Maß als den Sarg eines Leichnams im Kofferraum eines nicht einsehbaren Kraftfahrtzeugs zu verstecken.

Alle technisch-konstruktiven, gestalterischen und bildnerischen Mittel sind auf ein Mindestmaß reduziert. Im Zentrum des Geschehens soll der Sarg stehen. Das Gefährt ist ausgesprochen filigran und „leicht“, „licht“ gebaut. Und auch nicht schwarz sondern dunkelblau.

Das Bestattungsfahrrad kann auf Anfrage von allen regionalen Bestattungsunternehmen mit Michael Olsen oder einer anderen Person als Fahrer oder Fahrerin zur Verwendung angefordert werden. Preis auf Anfrage:

Kontaktaufnahme unter:
Michael Olsen
m.olsen@kunstbauten.de
oder
0177-4334616
Foto: Jörg Hemmen, Oldenburg

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