Jahresempfang im neuen Kindertrauerzentrum – mit Mutmacher aus Utrecht

Viel erreicht hat das MÖWE Kindertrauerzentrum in Dortmund seit seiner Eröffnung Mitte Oktober 2023. Beim Neujahrsempfang warb der niederländische Trauerpädagoge Richard Hattink für mehr Mut dabei, mit Kindern über den Tod zu sprechen.

Volle Hütte beim Neujahrsempfang der MÖWE – es kamen viele Menschen, die beruflich mit trauernden Kindern und Jugendlichen konfrontiert sind.Kinder, die ausgeschlossen werden, wenn es um den Tod geht, entwickeln – manchmal unheilvolle – Fantasien über das, was von den Erwachsenen nicht ausgesprochen wird. Richard Hattink war beim ersten Neujahrsempfang des neuen Dortmunder Kindertrauerzentrums MÖWE als Gastreferent eingeladen. Der Bestatter und Trauerpädagoge aus Utrecht lud in einem mitreißenden und lebendigen Vortrag dazu ein, mit Mut und Ehrlichkeit mit Kindern über den Tod zu sprechen. Erst recht, wenn ein dem Kind nahestehender Mensch verstorben ist.
Richard Hattink mit dem Sarg-Bastelset für Tierbestattungen

„Erklärt den Kindern genau, was mit dem Körper nach dem Tod passiert,“ so Hattink, „und erklärt ihnen, was bei einer Trauerfeier geschieht.“ Hierfür hat der Trauerpädagoge spezielles „Bestattungsspielzeug“ entwickelt, das er dem interessierten Fachpublikum vorstellte. Damit kann ein Friedhof und auch das Innere einer Trauerhalle nachgestellt werden. Ein Bastelset für einen Pappsarg, um Haustiere zu bestatten, ist auch im Angebot. „Nehmt die Kinder mit zur Beerdigung, sie brauchen auch einen Abschied,“ sagte Hattink, „und zwar direkt nach der Geburt, es gibt kein Alter, in dem Kinder zu jung sind für eine Trauerfeier.“

Bestattungsspielzeug – ausgestellt in der MÖWE

Über 30 Gäste aus Politik, Beratungsstellen, Notfallseelsorge oder Therapeutinnen und Therapeuten sowie Sponsoren und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen waren gekommen, die sich für den ersten Rechenschaftsbericht des neuen Dortmunder Kindertrauerzentrums MÖWE interessierten.

28 Anfragen haben Beate Schwedler (Projektleitung) und Katrin Riebling (Pädagogische Leitung) seit Mitte Oktober erhalten. Daraus ergaben sich bis jetzt 104 Beratungseinheiten für 22 Personen. Zum Teil sind die Kinder in die erste Trauergruppe aufgenommen worden (vier Kinder stehen inzwischen auf der Warteliste für die zweite Gruppe), im Januar startet die erste Teenager-Gruppe. Während die Trauergruppe der Kinder im großen Raum vorne arbeitet, bietet ein weiterer Raum Platz für den Austausch der Eltern. Auch bei ihnen, die Lebensgefährten oder ein Kind verloren haben, ist der Gesprächsbedarf sehr hoch.

Das Konzept der Trauergruppen für Kinder und Jugendliche sieht vor, dass die Kinder selbst entscheiden, wie lange sie bleiben möchten. Die ersten Gruppen sind sehr lebendig und konstruktiv angelaufen. Die Kinder bastelten auf eigenen Wunsch Gedenkkerzen, sie beschäftigten sich damit, wo im Körper Trauer zu fühlen ist und welche Wünsche sie für das neue Jahr haben.

Die Resonanz auf die Eröffnung des ersten Kindertrauerzentrums in Dortmund ist bisher sehr groß, geradezu überwältigend, wie Beate Schwedler und Katrin Riebling darstellten, die bereits gut ausgelastet sind. „Ohne die Unterstützung von Sponsoren wäre dies alles nicht möglich gewesen,“ sagt Schwedler.

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