Hebamme und Bestatterin – das Wesentliche nah beieinander

Ellen Matzdorf arbeitet als Hebamme und als Bestatterin. Am Vormittag hört sie bei einer schwangeren Frau den Bauch ab, nachmittags sucht sie mit Hinterbliebenen einen Sarg aus. Die „37°“-Reportage „Vom Anfang und Ende des Lebens“ von Johann Ahrends begleitet Matzdorfs Alltag zwischen Wiege und Bahre.

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Ellen Matzdorf arbeitete früher als Beleghebamme im Krankenhaus und betrieb ein eigenes Geburtshaus, war bei mehr als 1000 Geburten dabei. Eines Tages starb ein Baby kurz nach der Geburt – für die Hebamme ein Wendepunkt in ihrem Leben. Sie erlebte, wie sehr die jungen Eltern kämpfen mussten, um die Bestattung ihres Babys so zu gestalten, wie es sich für sie gut anfühlte. Das wollte die Oldenburgerin ändern und machte eine Fortbildung zur Bestatterin. „Wenn die jungen Eltern möchten, dass ihr verstorbenes Kind noch nach Hause kommt und in die Wiege gelegt werden soll, dann mache ich das möglich“, versichert sie.

Ellen Matzdorf ist Bestatterin und Hebamme. Hier mit dem kleinen Levi und ihrem Hund Bubi.

Laetitia Lübke aus Wiefelstede erwartet ihr zweites Kind und ist froh, eine so erfahrene Geburtshelferin an ihrer Seite zu haben. Nach dem ersten Besuch der Hebamme bekam sie einen besorgten Anruf ihrer Nachbarin: Sie hatte den Bestattungswagen vor dem Haus gesehen. Diese Situationen kennt Ellen. Für sie sei es jedoch kein großer Unterschied, ob sie als Hebamme oder Bestatterin im Einsatz sei. „Es ist die gleiche Energie“, sagt die 59-Jährige.

Wenn eine Trauerfeier ansteht, bereitet die Bestatterin Ellen Matzdorf alles liebevoll vor.

Zu Ellen Matzdorf kommen Menschen, die es individuell haben wollen. Der Sarg wird bemalt, von innen mit Fotos und Erinnerungen ausgestattet, manchmal wird auch gesungen und gelacht. Die Bestattungskultur müsse dringend reformiert werden, die angestaubten Rituale seien nicht mehr zeitgemäß, meint Matzdorf. Dass sie Menschen jetzt sowohl zu Beginn des Lebens als Hebamme als auch zum Ende als Bestatterin begleiten darf, betrachtet sie als „große Ehre“. Nah bei den Gefühlen der Menschen in diesen besonderen Situationen des Lebens zu sein, darum geht es ihr: „Für mich schließt sich damit ein Kreis.“

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Text und Fotos: ZDF

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