Als „Der Tod“ 2019 in der Zeche Carl gastierte, war das Forum Dunkelbunt dabei. Unsere Empfehlung: Unbedingt hingehen, wenn „Der Tod“ vorbeischaut!
Auf Einladung des Todes – genauer gesagt auf Einladung seines Managements – sah das Forum Dunkelbunt das neue Programm „Zeitlos“ in der Zeche Karl und konnte am Rande ein Interview mit ihm führen.
„Na, gar keine Angst vorm Tod?“
In der Zeche Carl herrscht heitere Angespanntheit, im Publikum wird getuschelt. Links von uns sitzt ein „Tod“-Fan der ersten Stunde, nennen wir ihn Siggi, auch die beiden ersten Programme hat er schon live gesehen und er freut sich wie Bolle auf den Abend. Er fängt schon selbst an mit den Wortspielereien: „Na, keine Angst vor dem Tod, haha?“
Hinter uns sitzt ein Gothic-Fan in vollem Ornat und vor uns sitzt eine Hospiz-Mitarbeiterin, nennen wir sie Marion, und auch sie freut sich schon – sie mag es sehr, wenn man dem ernsten Thema, mit dem sie täglich zu tun hat, auch mit Humor begegnen darf. Aber jeder, meint sie, könne das nicht vertragen. Sie aber schon. Schließlich ginge es hierbei ja darum, dass man im Leben eben mit dem Thema Tod konfrontiert werde. Für sie ist das Alltag. Und der sei durchaus nicht immer nur bitterernst – es ist ja ein Teil des Lebens.
Plötzlich dramatische Musik, Nebelschwaden auf der Bühne. Auf der Leinwand kann man lesen: „Der Tod naht.“ Alles lacht. Dann liest man: „Der Tod tritt ein… in 20 Sekunden“ und jetzt läuft der Countdown runter, das Publikum zählt die letzten Sekunden laut mit wie an Silvester.
So ein niedliches „Halloooho“
Und dann ist er da – „Der Tod“. Er trägt das, was man von ihm erwartet: einen Kapuzenmantel und eine Sense – manchmal auch ein Stundenglas. Die Sense gibt es als hübsches Selbstbaustück mit Goldfarbe überzogen, oder auch aufblasbar aus Plastik. Und dann begrüßt „der Tod“ uns – entgegen allen Erwartungen – mit dieser höhergelegten Kinderstimme, die eher an ein niedliches Stofftier erinnert, als an etwas Gruseliges: „Halloooo! Willkommen, ihr Todesmutigen“
Das neue Solo-Programm bietet genau wie die zwei ersten („Mein Leben als Tod“ und „Happy Endstation“) wieder eine Menge Klamauk und schräge Witze rund ums Thema:
„Gucken Sie mal, so schlimm sehen die Radieschen von unten gar nicht aus!“
„Jaja, der Tod kommt immer schneller, als man denkt.“
Wortspielereien rund ums Thema Tod lassen sich wohl bis zum Sankt-Nimmerleinstag weiterspinnen, auch die Autorin dieser Zeilen lässt sich gerne anstecken.
Fürs Lachen, wo bisher Angst und Schweigen herrschten
Im ersten Programm stemmt sich „Der Tod“ gegen sein schlechtes Image, denn Sterben hatte bisher immer einen recht negativen Ruf. Mit Konfetti, Blockflöte und Sense-to-go startet der Sensenmann eine Kampagne… für ein Lachen, wo bisher Angst und Schweigen herrschten.
Das kommt gut an – sehr gut sogar. Und es überzeugt nicht nur eingeschworene Comedy-Junkies, sondern eben auch diejenigen, die beispielsweise berufsmäßig mit dem Tod zu tun haben wie Hospizmitarbeiter oder Bestatterinnen. Auch in Hospizen oder Altenheimen tritt „Der Tod“ auf – schließlich möchten auch Viele, die den eigenen Tod vor Augen haben, manchmal einfach nur herzhaft lachen. Ein Beispiel für seinen eher tiefgründigen Humor: Der Volksmund sagt: die Besten sterben immer zu früh. – Fühlt man sich da nicht gekränkt, wenn man noch am Leben ist?“, fragt der Tod mit unschuldiger Stimme seine Zuschauer.
Das zweite Programm, „Happy Endstation“ widmet sich vielen konkreten Fragen beim Übergang auf die andere Seite: Muss ich was mitnehmen? Brauche ich ein Handtuch, um meinen Liegeplatz zu reservieren? Gibt es Begrüßungsgeld? Und besonders wichtig für alle deutschen Seelen: Wo kann ich mich beschweren?
Kritischer als bisher: Das neue Programm „Zeitlos“
Und jetzt das dritte Programm – „Zeitlos“. Mit seinem dunkelbunten Humor betrachtet „Der Tod“ das Streben der Menschheit nach mehr Sand im Stundenglas. „Der Tod“ erzählt, oder er zeigt Fotos auf der Leinwand, oder er singt (sehr gut!) oder er spielt mit seinen Handpuppen. Dazu tanzt und wirbelt seine Partnerin „Exitussi“ über die Bühne, als Stubenfliege, oder – in turnerischer Extraklasse: als Dolmetscherin vom „Tod“. Das neue Programm ist eines vom Sinn des (Ab-) Lebens und von den Vorzügen der Deadline….. und es bringt auch eine Menge interessanter Fakten auf den Tisch, beispielsweise, dass inzwischen rund 30 Millionen Facebook-Profile Toten gehören und dass zu erwarten ist, dass ab 2035 mehr Tote als Lebendige auf Facebook ihr Unwesen treiben.
Beeindruckend konsequenter Umgang mit den Medien
„Der Tod“ zeigt grundsätzlich nicht sein Gesicht und nimmt die Kapuze in der Öffentlichkeit nicht ab, also auch nicht beim Pressetermin, auch nicht auf der Couch einer Talkshow. Und damit treibt „Der Tod“ manche Medienvertreter zur Verzweiflung – sie würden ihn ja gerne einladen, aber doch nur, wenn er bereit wäre, den Zuschauern zu zeigen, wer sich hinter der Kapuze verbirgt… ist er aber nicht.
„Der Tod“ zieht das Spiel durch und fällt in der Öffentlichkeit nicht aus der Rolle. Das ist beeindruckend konsequent, heißt aber auch, dass manche Medien das, was „der Tod“ versucht, nicht ernst nehmen. „Der Tod“ schlägt zurück und zeigt in einer sehr lustigen Szene seines neuen Programms, wie absurd man teilweise beim Fernsehen mit ihm umgeht: „Der Tod“ darf zwar kommen, aber übers Sterben soll nicht geredet werden. Eine Unmöglichkeit, die den Sinn der Figur ad absurdum führen würde.
Das Fernsehen, antwortet „Der Tod“ hinterlistig, sei ja selbst so etwas wie der Dinosaurier der Medienlandschaft („na, klingelt da was?“), und demonstriert auf diese leichtgängige Art auch einen nicht erpressbaren Umgang mit den Gepflogenheiten der Medienindustrie, die meint, die Macht noch in den Händen zu halten, aber inzwischen von selbstbewussten und unbeirrbar individuell auftretenden Vertretern einer neuen Generation überholt wird.
Aber natürlich halten die Medien dennoch Macht in den Händen und so lebt „der Tod“ vorzugsweise von Mund-zu-Mund-Propaganda, die wir hiermit sehr gerne weiterführen.
Kerstin Kohn gewinnt die Freikarten
Unter allen Einsendungen auf die Gewinnspielfrage „Wie sieht ein Radieschen von unten aus?“ wurde Kerstin Kohn als Gewinnerin ausgelost und kann mit einer weiteren Person zur Dortmunder Aufführung der Comedyshow gehen.
„Der Tod – Zeitlos“ – Termine in der Nähe
05.02.2020, Mönchengladbach, TiG
16.02.2020, Soest, Kulturhaus Alter Schlachthof
04.03.2020, Krefeld, Kulturfabrik
06.03.2020, Wuppertal, Die Börse
09.04.2020, Köln, Senftöpfchen
14.05.2020, Oberhausen, Ebertbad
04./05.09.2020, Dortmund, Wichern Tickets: 0231 86 30 983
Noch mehr vom Tod
„Der Tod“ präsentiert auch ein Weihnachtsspecial sowie das Late-Night-Format „Geisterstunde“.
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