Buchbesprechung: „99 Fragen an den Tod“

99 Fragen an den Tod würden mir gar nicht einfallen, sondern vor allem eine: was kommt nach dem Tod? Diese Frage wird hier auch tatsächlich gestellt, und zwar ganz zum Schluss, also als Frage 99. Denn es ist die einzige Frage, die eine Frage bleibt, weil sie so nicht beantwortet werden kann.

Eine sehr persönliche Antwort, bzw. eine Beschäftigung mit der Frage wird hier nicht nur von den beiden Autoren, sondern von fünf weiteren, ganz unterschiedlichen Personen wiedergegeben. Was sie sich wünschen, was sie sich vorstellen können – aber natürlich immer mit dem Hintergrund: das wissen wir nicht!

Fast alle anderen Fragen beziehen sich auf das Leben vor dem Tod, das Leben mit einer zum Tod führenden Krankheit, das Leben angesichts des Todes. Also auf das Leben bis zum Schluss. Auch bei der Frage nach der Trauer geht es wieder um das Leben!

Die Fragen sind vielfältig. In sechs großen Abschnitten beschäftigen sie sich mit dem Blickwinkel des Sterbenden, der Angehörigen, einer guten Begleitung am Lebensende, einer fortgeschrittenen Krankheit, der Sterbephase, dem Tod, der Trauer und in zwei weiteren Abschnitten gibt es hilfreiche Adressen, sowie ein Glossar und ein Register.

Prof. Dr. Bausewein ist eine führende Palliativmedizinerin, Rainer Simader ein Hospizexperte. Experten sind sie also alle beide und ihre Erfahrungen mit Sterbenden und mit Angehörigen sind vielfältig und tiefgehend. Manche Fragen erfordern ganz pragmatische Antworten, die meisten aber – und das sind natürlich die interessanteren –  sind eine psychologische, feinfühlige und Mut machende Stütze, immer wahrhaftig und ehrlich zu sein. Dem Sterbenden gegenüber, sich selbst gegenüber und auch Kindern gegenüber, die einen geliebten Mneschen verlieren und die auch trauern möchten und das Erlebte anders verarbeiten als Erwachsene.

Natürlich sind auch die Erwachsenen unterschiedlich und somit sind die Antworten zwar direkt und offen, aber freibleibend und tabulos. Man muss nicht immer stark sein, man darf weinen, auch wütend sein – sowohl als Sterbender als auch als Angehöriger. Und wenn man selbst nicht weiter weiß, dann hilft es meistens, die Betroffenen zu fragen. Fragen führen immer weiter und schließen nichts ab.

Es ist recht mühsam, das Buch so hintereinanderweg zu lesen, wenn man gerade gar nicht persönlich betroffen ist. Aber es kann eine große Hilfe sein, wenn man einen Angehörigen (womit natürlich nicht nur Familienangehörige gemeint sind) pflegt und begleitet. Über das Inhaltsverzeichnis und das alphabetische Register kann man gut die Fragen finden, die einen gerade bewegen. Und für alle, die sich beruflich oder ehrenamtlich mit diesem Themenkreis beschäftigen, ist es auch angenehmer und hilfreicher, sich diesen Fragen auf so persönliche, empathische Weise zu nähern, als medizinische Fachbücher zu lesen.

Autorin: Jutta Seehafer

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Prof. Dr. Claudia Bausewein/ Rainer Simader
99 Fragen an den Tod
Leitfaden für ein gutes Lebensende
Droemer 2020
283 Seiten
20 Euro
ISBN: 978-3-426-27824-6

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