Beeindruckende Lesung von Marian Grau

Der jüngste Reiseblogger Deutschlands, Marian Grau, war zu Besuch in den Räumlichkeiten des Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes Löwenzahn Dortmund und stellte sein Buch vor: „Bruderherz – Ich hätte dir so gern die ganze Welt gezeigt“.

Marian Grau in Dortmund

Bekannt geworden ist der gerade einmal 16-jährige Marian durch seinen Blog geomarian.de und sein kürzlich erschienenes Buch „Bruderherz“. Der jüngste Reiseblogger Deutschlands erzählt in diesem sehr persönlichen Buch von seinen Erfahrungen und Erinnerungen an seinen verstorbenen Bruder Marlon und wie ihn dieser dazu brachte, die Welt zu entdecken.

Auf dem Tisch steht ein gerahmtes Bild seines verstorbenen Bruders, eine Tasse Tee und wie es sich für einen gut organisierten Reisenden gehört, ein Reiseplan – aber dieses Mal für die Lesung. Es ist eine kleine Achterbahnfahrt durch die Stationen des Lebens und eben auch des Todes.

Ferien im Kinderhospiz waren lange die einzigen Urlaube

Marian liest und erzählt Geschichten von seinen Ferien im Kinderhospiz – die einzigen Urlaube, die er kannte, solange sein Bruder noch lebte -, und von den 35 Ländern, die er bisher bereist hat und insbesondere von den kleinen und großen zwischenmenschlichen Geschichten in unserer Welt und was sie so einzigartig machen. Es ist eine einfühlsame Reise durch das Leben eines jungen Menschen, der in seiner Lebensspanne schon viele Länder und Städte bereisen konnte und vor einigen Jahren seinen Bruder an eine seltene Krankheit verloren hat: Morbus Leigh, eine genetisch bedingte Stoffwechselkrankheit, „die so selten ist wie ein Sechser im Lotto“ erklärt Marian. Sie geht mit Entwicklungsstörungen, rasch fortschreitenden neurologischen Symptomen, Blindheit und Hörverlust, Bewusstseins- und Atemregulationsstörungen einher.

Zuversichtlich, selbstbewusst und mutig


Doch so schwer dieses Thema auf den ersten Blick erscheinen mag, so zuversichtlich, selbstbewusst und mutig geht Marian auf Entdeckungsreise. Auf eine Reise zu sich selbst, zu seiner Familie, an unbekannte Orte und an Orte, die nur in unserer gedanklichen Welt bestehen. Denn überall wohin Marian auch reist, sein Bruder ist stets dabei. Genau wie seine liebevoll genannte „Reisetante“, die ihn planerisch, emotional und voller Freude auf seinen Reisen begleitet.

„Es bedarf einer Menge Mut, eine Lesung zu halten“, berichtet Marlon. Aber wie bei seinen Reisen auch, ist sein Motto: „Einfach mal machen und starten.“ Wo geht die erste Reise hin? Gemeinsam fliegen die Zuhörer mit Pilot Marian in das erste Kapitel. Wir starten in Kambodscha und hören die rührende Geschichte eines Jungen aus der Nähe von Stuttgart, der ohne Angst und Vorurteile auf einen Straßenjungen in Battambang trifft. Mit leichten Handzeichen, einer offenen und unvoreingenommenen Haltung und einer großen Portion Neugier verständigen sich die beiden und lernen einander in einem kleinen Moment kennen. Einfach nur, weil sie beide in diesem Moment zwei Kinder sind.

Fasziniert, neugierig und dankbar für das Leben berichtet er über die Aufgaben und Herausforderungen auf Reisen und die Erinnerungen, die es nur ein Mal gibt.

So wie die folgende Anekdote, dieses Mal in Paris. Marian und seine Tante besuchen die Sacre Coeur. Und wie bei vielen Besuchen in Kirchen, werden die beiden andächtig und gedenken Marlons, zünden eine Kerze an. Es kommt ein anderes Kind in die Kirche, ein Kind im Rollstuhl. Schlagartig wird er an seinen verstorbenen Bruder erinnert. Die Gedanken an seinen Bruder werden intensiver und er muss sich an die Beerdigung erinnern. Er muss an seinen Bruder denken, an seine Familie und an den Song der damals gespielt wurde: „Hallelujah“ von Leonard Cohen. Nach einigen Minuten verlassen die beiden die Kirche und gehen auf den Vorplatz der Sacre Coeur, von wo aus sie die ersten Akkorde eines bekannten Songs hören. „WellI’ve heard there was a secret chord…“ Marian und seine Tante blicken sich an und wissen sofort, dass dies eine kleine Botschaft Marlons ist. Er ist eben doch immer, bei jeder Reise, mit dabei.

Eine besondere Veranstaltung für die Ehrenamtlichen

Die Lesung verfolgten insgesamt dreißig Teilnehmer, vorwiegend die zukünftigen ehrenamtlichen Mitarbeiter des Kinder- und Jugendhospizdienstes Löwenzahn in DortmunDie Reise durch das wundervolle Buch fand in denRäumlichkeiten des neuen Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes Löwenzahn statt. Ein Dienst, der sich um Familien mit Kindern kümmert, die lebensverkürzt erkrankt sind.  Genau wie damals Marians Bruder Marlon. Und damals bekam auch Marian von einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin eines Kinderhospizdienstes regelmäßig Unterstützung. „Es ging um die gemeinsame Zeit, die man miteinander verbracht hat“, erzählt er fröhlich und strahlend. „Bis heute habe ich eine Freundschaft zu meiner damaligen Begleiterin, wir haben einfach einmal die Woche zusammen gebacken oder sind schwimmen gegangen.“ Auf die Frage, ob er den zukünftigen ehrenamtlichen Begleitern einen Rat geben könnte, antwortet er nachdenklich: „Schenkt denKindern und ihren Familien einfach nur Zeit und Spaß. Es gibt nichts Kostbareres als eine gute Zeit mit Menschen zu verbringen, die man wirklich lieb hat.“

Spannende Diskussionen auch in der Pause…

Dieser junge Mann hat in seiner kurzen Lebenszeit schon so viel zu erzählen, so viel gesehen und erlebt, was ihn zu genau dem jungen Mann gemacht hat, der an diesem 15. Dezember vor dem Publikum saß. Ein junger Mensch, der weiß, dass jeder etwas zu sagen hat und dass es im Leben auf mehr ankommt, als auf fette Autos und einer Menge Kohle. Nämlich um Gesundheit, Familie, Zusammenhalt und Liebe. Und gerade deshalb ist „Bruderherz“ mehr als nur ein typisches Reisebuch. Es ist ein Buch über eine Entdeckungsreise, die manche das Leben nennen.

Am Ende der Lesung stehen die Zuhörer noch einmal gemeinsam mit Marian gedanklich an den Treppen des Montmartre. Er schaut in den Himmel und sagt: „Ich liebe dich auch Marlon, danke.“

Und wir danken dir, für diese wunderschöne Lesung, Marian.

Text: Vincent Marc Schnelle

Pressestimmen zu „Bruderherz“


„Ein ganz, ganz schönes Buch. Sehr lesenswert,unfassbar reflektiert.“ (Bayern 3 – Mensch, Otto! 14. Mai 2018)

„Er will für seinen Bruder die Welt sehen.“(Bild der Frau 13. April 2018)

„Jetzt hat er – neben der Schule,wohlgemerkt! – auch noch ein Buch geschrieben. Ein hochemotionales.“ (WAZ 4. Oktober 2018)

„Marian Grau hat in nur drei Jahren 31 Länderbereist. […] Die Weltreisen haben dem Teenager in seiner Trauer geholfen.“ (SWRLandesschau 6. April 2018)

„Ganz tolle Geschichte!“ (SAT.1Frühstückfernsehen 4. April 2018)

Marian Grau

wurde 2002 geboren und lebt mit seinen Eltern bei Stuttgart. Als er neun Jahre alt war, starb sein älterer Bruder. Bald darauf packte Marian das Reisefieber: In nur drei Jahren bereiste der nun 15-Jährige 31 Länder – und weitere Reisen sind in Planung. Auf seinem Blog »GeoMarian.de« berichtet der Teenager von seinen Erfahrungen auf Reisen und begeistert damit eine große Leserschaft.

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