Welche Farbe hat der Tod?

Christoph Kreitmeir hat als Klinikseelsorger viele hundert Menschen jeden Alters begleitet, wenn diese mit Krankheit, Schmerzen oder dem Sterben konfrontiert waren. Er kennt die Gefühle, Sorgen und Ängste, die Menschen im Angesicht des Todes bewegen. In diesem Buch nähert er sich aus verschiedenen Perspektiven dem Kranksein, dem Leiden und dem Sterben des Menschen –  aber auch der Tatsache, dass viele Menschen und die Gesellschaft den Tod lieber verdrängen.

Auf dem Hintergrund seiner Alltagspraxis als Klinikseelsorger bietet er fundiertes Wissen. Viele Beispiele erzählen von gelebter Hoffnung und machen Mut. So kann in der Auseinandersetzung mit dem Unabänderlichen eine »Ars Moriendi«, eine Kunst des Sterbens erlernt werden. Das vermittelt Kraft, Trost und Sinn. Und auch auf die ewige Frage danach, was nach dem Tod sein wird, findet der Autor neue Sichtweisen.

Auch die Frage, wo die Toten sind und was denn nach dem Tod kommt, ist eine Frage, die Kreitmeir bewegt. Sie fordert jeden Einzelnen heraus, seinen Standpunkt zu finden, religiös, atheistisch, agnostisch
oder philosophisch. Das Angebot möglicher Sinndeutungen wird größer und damit freier, gleichzeitig aber auch verwirrender. Wolff möchte einige dieser Sinndeutungszugänge darstellen, die zeigen
wollen, dass es viel mehr gibt, als es die Kirchen oft zu vermitteln versuchen.

Sein Blickwinkel ist der eines Christen, eines Katholiken, eines Priesters. Seine Sichtweise ist eine suchende, eine tastende, eine, die auch nach rechts und links schaut und verschiedene andere
Perspektiven, wie zum Beispiel den tibetischen Buddhismus oder die Frage nach medialen Kontakten zu Verstorbenen, mitberücksichtigt.

Kreitmeir wurde ein Wort von Rainer Maria Rilke im Hinblick auf seine eigene Endlichkeit zur Verständnishilfe und in gewisser Weise zu einer Lebenshaltung: „Sei allem Abschied voran, als  wäre er hinter dir, wie der Winter, der eben geht.“ Wer abschiedlich leben lernt, der kostet seine Lebenszeit, sein Hier und Jetzt achtsam und bewusst aus. Er bezieht die „Ars moriendi“, die Sterbekunst, in sein Leben ein, um in der „Ars vivendi“, der Lebenskunst, zum Meister zu werden.

Bei meiner Arbeit geht es neben spirituell-religiöser Begleitung vor allem um menschlich zugewandte, verstehende und mitfühlende Begleitung auf Zeit von Patientinnen und Patienten und deren Angehörigen. Viktor Emil Frankl und die von ihm entwickelte sinnzentrierte Psychotherapie (Logotherapie und Existenzanalyse), in der Kreitmeier ausgebildet ist, hilft ihm, Menschen in ihrem Leid
und ihren Fragen beistehen zu können. Sinnsorge, Seelsorge und Lebenssorge gehören in der Tiefe zusammen.

Alles ist im Wandel, die Gesellschaft, die Kirchen und damit zusammenhängend auch das Bestattungswesen. Neben der klassisch-kirchlichen Bestattung gibt es zunehmend alternative Angebote, wie mit der Trauer um einen Verstorbenen umgegangen werden kann. Kreitmeir steht auch als katholischer Priester modernen Zugangswegen im würdevollen Umgang mit Verstorbenen sehr offen gegenüber.
(Foto oben: Pixabay)

 

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Christoph Kreitmeir
Welche Farbe hat der Tod?
Paperback, 236 Seiten
22 Euro
Penguin Random House Verlagsgruppe

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