Welche Musik darf bei Beerdigungen gespielt werden?

Musik übermittelt Gefühle und Stimmungen. Mit bestimmten Musikstücken verbinden wir besondere Momente, Orte, ein bestimmtes Lebensgefühl. Vor allem aber Menschen. Musik hilft uns, uns an sie zu erinnern. Auch, oder ganz besonders dann, wenn jemand nicht mehr Teil unseres alltäglichen Lebens ist.

Auch eine Trauerfeier ohne Musik ist darum kaum vorstellbar. Welche Lieder Angehörige für die Abschiednahme auswählen, kann dabei aber sehr unterschiedlich sein. Von Schlager über Volksmusik bis zu hartem Punkrock mit Texten, die im Angesicht eines Todesfalls manchmal unpassend, ja fast sarkastisch wirken, kommt alles vor, weiß Lennart Hibbeln von Bestattungen Frank Hibbeln in Dortmund Eving. „Aber selbst Stücke, die auf den ersten Blick für einen Trauerfeier eher unpassend erscheinen, können wiederum sehr gut passen, wenn man die Geschichte dahinter kennt“, sagt er. Die Geschichten hinter der Musikauswahl erfährt Trauerrednerin Beate Schwedler in Trauergesprächen. Sie hat schon verschiedenste Musikrichtungen abgespielt, erinnert sich zum Beispiel gut an eine Trauerfeier, die mit dem Heavy-Metal-Song „Hells Bells“ begann. „Der Verstorbene war eben ein Heavy-Metal-Fan. Auch die anderen Stücke bei der Trauerfeier waren ähnlich“, erzählt sie. An diesem Tag habe sie die Musik ganz laut gedreht und ihre Rede dann mit den Worten „Das musste sein“ eröffnet.

Angehörige wählen oft Musik, die der Verstorbene gerne hörte

Dass Angehörige Musik auswählen, die der Verstorbene selbst gehört hat, komme oft vor, sagt auch Hibbeln. Bei älteren Menschen seien dies oft Volkslieder oder Schlager. Stirbt ein jüngerer Mensch, so handele es sich meist um Songs von Bands, die auch aktuell im Radio gespielt werden.

Als Trauerrednerin hat Beate Schwedler gelernt, dass die Musik bei der Trauerfeier umso wichtiger ist, je jünger der verstorbene Mensch war. „Und ich persönlich drehe die Musik dann ruhig lauter, um ihr Raum zu geben“, sagt sie.

Stücke, die Hinterbliebene mit dem Verstorbene verbinden, rufen Erinnerungen und Emotionen hervor, bei jungen Menschen wie auch bei in hohem Alter Verstorben. „Oft wird erst bei der Musik richtig geweint“, sagt Hibbeln. Aber nicht jeder Angehörige möchte das. Wer Angst habe, besonders heftig weinen zu müssen, entscheide sich manchmal bewusst für etwas weniger Emotionales, so Schwedler. „Manchmal hingegen wird Musik wie für ein Staatsbegräbnis gewünscht. Beziehungsweise wie für Lady Diana“, sagt Schwedler. Besonders schön finde sie es, wenn live gespielt werde. „Aber das kommt leider selten vor — außer von einem Organisten.“

Eine kleine Hitliste der Trauermusik

Lennart Hibbeln pflegt eine Liste mit häufig gewählten Musikstücken. Darunter aktuell sehr beliebt: Amoi seg ma uns wieder von Andreas Gabalier. Time to say goodbye komme schon seit Jahren immer wieder vor. „Außerdem The Rose, ein ruhiges, klassisches Stück mit viel Violine“, sagt Hibbeln. Klassische Musik werde generell gern genommen. Niemals geht man so ganz, Candle in the Wind und Ave Maria stehen ebenfalls auf der Liste. Und Geboren um zu leben von Unheilig. „Neulich sehr schön ausgewählt von den Angehörigen: Johannes Oerding „Kreise“, passte sehr gut, fand ich. Ein schönes philosophisches Stück“, erinnert sich Beate Schwedler.

Ob es Musik gebe, die Lennart Hibbeln als Bestatter nicht spiele? Nein. Grundsätzlich ist alles erlaubt, was Angehörige sich wünschen oder was die Verstorbenen selbst sich vor ihrem Tod gewünscht haben. „Es kommt allerdings schon mal vor, dass ein Pfarrer ein bestimmtes Stück nicht spielen möchte. Wenn uns etwas nicht passend erscheint, raten wir als Bestatter höchstens davon ab oder geben Empfehlungen. Aber so lange es sich nicht um volksverhetzende Texte oder Ähnliches handelt, kommt es nicht vor, dass wir von uns aus sagen, wir spielen etwas nicht“, erklärt er.

Eine richtige oder falsche Musikauswahl bei einer Trauerfeier gibt es also nicht. Was den Trauernden hilft, Abschied zu nehmen und den Verstorbenen in Erinnerung zu behalten, ist immer passend.

Text: Rebekka Wölky

Fotos: pixabay

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