Dinge haben Erinnerungswert

„Alles, was ich in die Hand nehme, spricht mit mir“ – auf diese einfache Formel bringt Charlotte Schäfer die Schwierigkeit, sich von Dingen zu trennen. Die Expertin fürs Aufräumen erzählte der interessierten Runde beim „Minimalistischen Dunkelbunt-Abend“ über ihren Alltag in der Aufräum-Beratung.

Zum Einstieg in die Frage, wieviele Dinge der Mensch eigentlich braucht in seinem Leben, sah die Runde einen kleinen Film, den die Ruhr-Nachrichten gedreht haben über Gabi Raeggel, die in ihrer Wohnung im Kreuzviertel minimalistisch lebt.

Aufschlussreich und auch unterhaltsam verlief das Gespräch beim „minimalistischen Dunkelbunt-Abend“ im BierCafé West.

Und dann ging es gleich um die großen Fragen des Aufräumens: Ist eine gut aufgeräumte Wohnung nicht doch zu steril? Was kann man tun, wenn man gar kein Land mehr sieht im Keller? Horten Männer anders als Frauen?

Die Antworten, so Charlotte Schäfer, sind nicht einfach zu geben, beziehungsweise kommt es auf den Menschen an. Jeder besetzt Gegenstände mit einem Erinnerungswert, mit einem emotionalen Wert. Dies kann für jeden unterschiedlich sein. Dem einen bedeutet der alte Teppich aus der Wohnung der Eltern sehr viel, der andere mag sich nicht von den vielen Notizen für seine Diplomarbeit trennen.

Charlotte Schäfer (vorne rechts) erzählte dem interessierten Publikum aus ihrem bewegten Alltag eines Aufräumservice.

Männer, erzählt Schäfer, horten oft andere Dinge als Frauen. Beispielsweise sammeln sie gerne Musik. Wenn diese in althergebrachter Version vorliegt, planen sie, irgendwann das ganze Musikarchiv zu digitalisieren. Wenn Schäfer ihnen dann vorrechnet, wie lange dies dauern kann in der Realität, dann wollen manche dies doch nicht mehr.

Und hier ist man beim wesentlichen Punkt angelangt: Die gesammelten Dinge brauchen Pflege und Zuwendung – sie müssen mitbedacht, abgestaubt oder verwaltet werden. Und es stellt sich die Frage, wieviel Zeit man bereit ist, in die Verwaltung zu stecken. Oder ob man sich einfach gar nicht mehr kümmert und die Dinge dann letztlich nur noch hortet. Im allerschlimmsten Fall könne dann auch Schimmel der Problemlöser sein.

Lesen Sie auch das Interview mit Charlotte Schäfer zum Thema: „Muss man Aufräumen vor dem Ableben?“

Und noch ein spannender WDR-Beitrag zum Thema Minimalistisch leben – „Mit Kindern im Minihaus„:

 

 

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