Dia de Muertos in Dortmund

Mit überbordender Kreativität haben Virginia Novarin und Josue Partida den „Dia de Muertos“ in Dortmund zu einer Institution gemacht. Hier ein älterer Text dazu:

„An Allerheiligen 2016 besuchte ich das erste Mal den Dia de Muertos in Dortmund.
Ich wusste, dass meine Nachbarin, die Künstlerin Virginia Novarin, die aus Argentinien stammt, etwas mit der Aktion zu tun hatte – aber ich hatte keine Vorstellung davon, was mich erwarten würde.

Das Ganze fand im Projektspeicher statt, genauer gesagt in den Kellerräumen des Projektspeichers. Wir stiegen also alle hinab in die „Unterwelt“ und trafen hier auf eine lustige Gesellschaft von Leuten, die sich alle besonders geschminkt hatten.

Die Art des Schminkens erinnert an Halloween, denn auch hier werden im Gesicht Totenköpfe nachgezeichnet. Aber gleichzeitig entsteht ein ganz anderes Bild, denn die Totenschädel werden hier nicht zu Schockeffekten gebraucht – vielmehr werden sie reichlich verziert mit Blümchen und Ornamenten. Sie sind niedlich statt schockierend und das ist ein greller Unterschied. Der Tod ist nicht schrecklich und angsteinflößend, sondern etwas Nettes, Niedliches von nebenan.

Ein riesiger Tisch ist vollbeladen mit Kerzen, Blumen, „Calaveras“ – das sind aus Pappmaché geformte und bunt bemalte Schädel – und merkwürdigen Gegenständen. Ein aufgestellter Bilderrahmen erinnert einen Gast an seinen verstorbenen Onkel – er sitzt auf einem Moped und sieht sehr glücklich aus. Ich lege ein altes Stück Weinrebe daneben als Erinnerung an meinen Vater. „War er Winzer?“ fragt mich eine Frau. „Nein, aber er hatte eine ausgesprochen liebende Beziehung zum Wein.“

Beim Dia de Muertos bekommen die Verstorbenen kein (Schein-)Heiligenmäntelchen umgehängt. Sie sind, wie sie waren: Rabauken, Visionäre, Tänzer, Trinker, Maßlose und Maßhalter, Beamtenseelen oder Frauenhelden.

Josue Partidas Band macht sich warm. Gleich wird noch die Sängerin Höhepunkte ihrer MexicanCoolTour vorführen – in knallrotem Dress mit riesigen roten Blumen im Haar und geschminkt als niedlicher Totenschädel. Der Tod ist in Mexico weiblich – ein ironisches Gegenstück zum Sensenmann.

Und mit ihr, der Tod, darf man natürlich auch das Tanzbein schwingen. Es darf gelacht, gejohlt und getanzt werden – ganz anders als an unserem Toten-Gedenk-Tag, der ein stiller Feiertag ist, weshalb keine Musik gespielt werden darf.“

Text: Beate Schwedler

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