Obstbaumgrab

Mit einem Birnenkern macht sich Herr von Ribbeck im Havelland auf Birnbaumlebenszeit unvergesslich. In Anlehnung an das Gedicht von Theodor Fontane bieten die Friedhöfe Dortmund das sogenannte Obstbaumgrab an. Die Nachfrage ist groß: Das erste Feld auf dem Friedhof Kemminghausen ist inzwischen komplett ausgebucht. Jetzt wächst hier eine ökologisch hochwertige Streuobstwiese mit alten Obstsorten.

Angeboten wurden hier Wahlgräber mit der Beisetzungsmöglichkweit für vier Urnen oder Aschen. Es entsteht eine naturnahe Streuobstwiese mit unterschiedlichen Obstbäumen und einer Ansaat mit extensiv gepflegtem Kräuterrasen.

Seit 2006 in Kemminghausen

Die erstmalig 2006 auf dem Friedhof in Kemminghausen vergebene Grabart wurde nun derart weiterentwickelt, dass das Begehen des Grabfeldes und Erreichen der Grabstätte über die Wege erleichtert wird und trotzdem der Charakter der Anlage erhalten bleibt. Außerdem wird durch die Schaffung kleinerer Parzellen mit Verweilmöglichkeiten ein näherer Bezug zur Grabstätte möglich. Daher werden ab 2017 einzelne Grabfelder derartig umgestaltet. Die Grabstätten befinden sich entlang der Wege und sind mit Zierrasen eingesät. Innerhalb der Grabfläche von 1,50 x 1,50 Metern gibt es die Möglichkeit, ein liegendes Grabmal mit der maximalen Größe von 30 x 30 x 50 Zentimetern zu errichten.

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn‘s Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll.

Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: »Junge, wiste ‚ne Beer?«
Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb ‚ne Birn.«
So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.

Er fühlte sein Ende. ‚s war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit;
Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit ins Grab.«
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,

Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht
Sangen »Jesus meine Zuversicht«,
Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
»He is dod nu. Wer giwt uns nu ‚ne Beer?«
So klagten die Kinder. Das war nicht recht –
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;

Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtrauen gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was er damals tat,
Als um eine Birn‘ ins Grab er bat,

Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.
Und die Jahre gehen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet‘s wieder weit und breit.

Und kommt ein Jung‘ übern Kirchhof her,
So flüstert‘s im Baume: »Wiste ‚ne Beer?«
Und kommt ein Mädel, so flüstert‘s: »Lütt Dirn, Kumm man
röwer, ick gew‘ di ‚ne Birn.«
So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.

Theodor Fontane

Weitere Infos:

Broschüre der Friedhöfe Dortmund zum Obstbaumgrab

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